Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 / DiebstÀhle auf historischem Tiefstand

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Magdeburg/ST. In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der DiebstĂ€hle im vergangenen Jahr auf einen historischen Tiefstand gesunken. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik fĂŒr das Jahr 2022 hervor, die Innenministerin Dr. Tamara Zieschang am Dienstag in Magdeburg vorstellte. Insgesamt wurden 52.736 DiebstĂ€hle registriert. Das waren rund 650 FĂ€lle weniger als noch 2021 und fast 10.000 FĂ€lle weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. DiebstĂ€hle machen mit 29,6 Prozent den grĂ¶ĂŸten Anteil aller Straftaten im Land aus.

Insgesamt wurden fĂŒr das Jahr 2022 in der Polizeilichen Kriminalstatistik 178.450 FĂ€lle erfasst. Damit wurden zum fĂŒnften Mal in Folge weniger als 180.000 Straftaten registriert. 2020 und 2021 waren pandemiegeprĂ€gte Jahre, die auch Auswirkungen auf die KriminalitĂ€tsentwicklung hatten. Im Vergleich zum Jahr 2021 wurden im letzten Jahr 7.985 FĂ€lle mehr erfasst.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang (Foto): „Jede Straftat ist eine Straftat zuviel. Die Tatsache, dass das fĂŒnfte Jahr in Folge weniger als 180.000 Straftaten im Land erfasst wurden, ist gleichwohl erfreulich. Unsere Polizei hat auch im Jahr 2022 bewiesen, dass sie professionell und engagiert fĂŒr die Sicherheit des Landes und seiner BĂŒrgerinnen und BĂŒrger einsteht. Unsere Polizistinnen und Polizisten leisteten rund um die Uhr mit großem Engagement einen wichtigen Beitrag dafĂŒr, dass Sachsen-Anhalt ein attraktives und sicheres Land bleibt. DafĂŒr gilt der Landespolizei mein aufrichtiger Dank.“

Die AufklĂ€rungsquote lag im Jahr 2022 bei 54,6 Prozent. Insgesamt konnten 97.486 FĂ€lle aufgeklĂ€rt werden. Es wurden insgesamt 63.758 TatverdĂ€chtige ermittelt. Drei Viertel davon, beziehungsweise  

47.5467, sind mÀnnlich. Der Anteil der nichtdeutschen TatverdÀchtigen liegt bei 22,6 Prozent. Ihnen werden wie im Jahr 2019 insgesamt 11,4 Prozent aller Straftaten zugerechnet.

Unter allen TatverdĂ€chtigen werden 824 der Gruppe der IntensivstraftĂ€ter zugerechnet. Das heißt, dass ihnen mehr als neun Einzeltaten im Berichtszeitraum angelastet werden. Sie machen einen Anteil von 1,3 Prozent an allen TatverdĂ€chtigen aus. Gleichzeitig werden ihnen 14,8 Prozent aller aufgeklĂ€rten Straftaten zugerechnet, vor allem LadendiebstĂ€hle, Hausfriedensbruch sowie einfache Körperverletzungen. Unter den 824 IntensivtatverdĂ€chtigen sind 640 Erwachsene, 184 gelten als JungtatverdĂ€chtige.

Unter allen TatverdĂ€chtigen waren 5.370 Jugendliche. Im Bereich der JugendkriminalitĂ€t wurden im vergangenen Jahr 15.885 Straftaten erfasst. Dies waren zwar rund 860 mehr als noch 2021; im Vor-Corona-Jahr 2019 waren aber 16.816 FĂ€lle registriert worden. Bei der JugendgewaltkriminalitĂ€t wurden hingegen 1.295 Straftaten registriert und damit 248 mehr als noch 2021 und auch mehr als 2019. Der Anstieg zeigt sich bei Raub- und Körperverletzungsdelikten vergleichsweise deutlich.

„GrundsĂ€tzlich verzeichnen wir bei der JugendkriminalitĂ€t ein seit Jahren gleichbleibendes Niveau des Straftatenaufkommens“, sagte Innenministerin Dr. Tamara Zieschang. „Den Anstieg im Bereich der JugendgewaltkriminalitĂ€t sehe ich mit Sorge. Jugendliche Devianz ist zwar kein neues PhĂ€nomen, dennoch ist die Entwicklung der Fallzahlen nicht zu verharmlosen. Um Jugendlichen Hilfestellungen und Perspektiven aufzuzeigen und so ein sozial adĂ€quates Verhalten zu erzielen, ist ein ganzheitlicher gesellschaftlicher Ansatz erforderlich. Auch die Landespolizei beteiligt sich seit Jahren an dieser wichtigen Aufgabe. So gibt es zahlreiche PrĂ€ventionsangebote fĂŒr Jugendliche, TĂ€ter wie Opfer sowie Eltern und LehrkrĂ€fte.“

Ein Beispiel dafĂŒr ist die Jugendberatung bei der Polizei (JUBP). Die gemeinsame PrĂ€ventionsstelle des Ministeriums fĂŒr Inneres und Sport und des Ministeriums fĂŒr Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung ist in den Polizeidienststellen implementiert. Sie wurde 2009 ins Leben gerufen und hat die Aufgabe, abweichendes und auffĂ€lliges Verhalten von Jugendlichen aufzuzeigen, die Ursachen zu finden, Hilfe anzubieten und zu vermitteln. Ziel ist es, weitere Straftaten zu vermeiden.

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik zeigt sich auch fĂŒr 2022 wieder ein Anstieg der Internetstraftaten. Insgesamt wurden 21.838 FĂ€lle registriert. Das waren 2.500 Straftaten mehr als noch 2021 – und fast doppelt so viele wie noch im Jahr 2018 (11.549). Damit setzt sich auch nach dem Ende der pandemiebedingten EinschrĂ€nkungen die Entwicklung fort, dass sich Straftaten ins Netz verlagern. Den grĂ¶ĂŸten Anteil der mittels Internet begangenen Straftaten hatten im vergangenen Jahr Vermögens- und FĂ€lschungsdelikte, insbesondere Betrug.

Von allen insgesamt 33.800 registrierten Vermögens- und FĂ€lschungsdelikten wurden mehr als 40 Prozent, beziehungsweise rund 14.600, mit dem Tatmittel Internet begangen. Das waren 1.968 mehr als noch 2021. Über ein Drittel der Vermögens- und FĂ€lschungsdelikte waren Waren- und Warenkreditbetrug (11.692 FĂ€lle), wovon 65 Prozent (7.603) mit dem Tatmittel Internet begangen wurden. Hier schlĂ€gt sich das – durch die Corona-Pandemie verstĂ€rkte – verĂ€nderte Einkaufsverhalten nieder: Viele Menschen kaufen hĂ€ufiger online ein – und sind damit auch der Gefahr ausgesetzt, auf Fake-Shops und Fake-Produkte hereinzufallen oder Opfer von Datenmissbrauch und IdentitĂ€tsdiebstahl zu werden.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Der Tatort Internet ist fĂŒr Kriminelle attraktiv – zumal das Netz und damit verbundene Möglichkeiten eine wachsende Rolle in unserem Alltag spielen. Ich appelliere an alle BĂŒrgerinnen und BĂŒrger, ihre privaten Daten im Internet und damit sich selbst vor Kriminellen zu schĂŒtzen. Gerade mit Blick auf die vielen Betrugsmaschen gilt es, wachsam, vorsichtig und mit einer gesunden Skepsis im Netz unterwegs zu sein. Zudem sollte sich niemand scheuen, sich im Zweifel Rat und Hilfe bei der nĂ€chsten Polizeidienststelle zu suchen. Auch die verschiedenen Kampagnen unserer Landespolizei sensibilisieren ĂŒber verschiedene PhĂ€nomene und Betrugsmaschen.“

Die Landespolizei klĂ€rt BĂŒrgerinnen und BĂŒrger in Sachen InternetkriminalitĂ€t auf (wie zum Beispiel zu den Themen „Phishing“, „Cybergrooming“ oder „Betrug beim Online-Shopping“), informiert ĂŒber technische Schutzmöglichkeiten und gibt Tipps fĂŒr ein sicherheitsbewusstes Verhalten im digitalen Alltag.

Doch TĂ€terinnen und TĂ€ter setzen auch auf kriminelle Maschen wie die des sogenannten Enkeltricks oder Schockanrufs. Dabei geben sie ihren Opfern gegenĂŒber vor, eine nahestehende Person sei in eine Notsituation verwickelt und brauche Geld; oder geben sich per Textnachricht als Verwandte aus, die ihr Handy verloren oder ihre Nummer gewechselt haben. Hier stiegen die Fallzahlen um 59,7 Prozent auf 1.259 FĂ€lle im Jahr 2022 (2021: 788). Der finanzielle Schaden lag bei rund 1,4 Millionen Euro. Fast die HĂ€lfte der Opfer war Ă€lter als 71 Jahre.

Auch falsche Gewinnbenachrichtigungen, bei denen Gewinnsummen versprochen werden, wenn die Angerufenen vorher zur Auslösung selbst einen Geldbetrag zahlen, oder die sogenannte Abofalle, bei denen die Opfer bei einer Gewinnspielteilnahme oder einem Dateidownload einen Abo-Vertrag untergeschoben bekommen, gehören zu den Betrugsmaschen.

Erneut ist die Zahl der Angriffe auf EinsatzkrĂ€fte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst gestiegen. Allein im Bereich Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte (nur gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte) wurden 1.010 FĂ€lle registriert und damit 123 beziehungsweise 14 Prozent mehr als noch 2021. Dabei wurden im Jahr 2022 insgesamt 1.910 Polizistinnen und Polizisten tĂ€tlich angegriffen oder hatten es mit Widerstandshandlungen zu tun. Das waren 300 mehr als im Vorjahr. Dabei wurden 342 Polizistinnen und Polizisten leicht verletzt, fĂŒnf sogar schwer. Zudem wurden 168 KrĂ€fte der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes Opfer von Angriffen. Das waren 45 mehr als im Vorjahr. Dabei wurden 49 EinsatzkrĂ€fte leicht und einer schwer verletzt.

„Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst sorgen fĂŒr unsere Sicherheit und unser Wohl. Umso erschreckender ist es, dass sie zunehmend angegriffen, bedroht und nicht selten auch verletzt werden. FĂŒr diese Taten fehlt mir jegliches VerstĂ€ndnis und ich verurteile sie aufs SchĂ€rfste“, so Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Informationen zu ausgewÀhlten Straftatengruppen:

Die Straftaten gegen das Leben haben mit 0,1 Prozent den geringsten Anteil an den in Sachsen-Anhalt registrierten Straftaten. Insgesamt wurden 118 FĂ€lle erfasst, 14 mehr als im Vorjahr. Bei 57 Straftaten, beziehungsweise fast der HĂ€lfte, blieb es beim Versuch: Bei den 18 erfassten Morddelikten wurden acht vollendet, bei den Totschlagsdelikten endeten neun von 54 erfassten Taten tödlich.

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein RĂŒckgang zu verzeichnen. Es wurden 2.860 FĂ€lle erfasst, 161 weniger als im Vorjahr. Der Hauptteil dieses Deliktfeldes entfĂ€llt auf die Verbreitung pornografischer Schriften, vor allem ĂŒber das Internet: Hier wurden 906 FĂ€lle erfasst.

Die polizeiliche PrĂ€vention ist ein elementarer Bestandteil der ganzheitlichen BekĂ€mpfung der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Insbesondere sollen Kinder und Jugendliche sowie deren Familien fĂŒr einen verantwortungsvollen Umgang mit Bilddateien sensibilisiert und auf die Gefahren bei der Verbreitung von freizĂŒgigen Fotos sowie Darstellungen von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen aufmerksam gemacht werden. Hierbei geht es auch um AufklĂ€rung zu PhĂ€nomenen, wie „Cybergooming“, „Sexting“ oder „Upskirting“. Zuletzt informierte die Landespolizei Anfang Februar 2023 hierzu ausfĂŒhrlich in einer digitalen PrĂ€ventionswoche auf ihren Social-Media-KanĂ€len.

In Sachsen-Anhalt sind im vorigen Jahr 29.969 Straftaten gegen die persönliche Freiheit beziehungsweise Rohheitsdelikte registriert worden – das entspricht einem Plus von 4.535 FĂ€llen im Vergleich zu 2021. So wurden 18.486 Körperverletzungen erfasst, 2.469 FĂ€lle mehr als 2021. Einen Anstieg gab es auch bei den Bedrohungen um 1.913 auf insgesamt 7.152 FĂ€lle. 15,3 Prozent dieser Bedrohungen wurden mit dem Tatmittel Internet begangen (1.093 FĂ€lle).

Bei den Diebstahlsdelikten, die mit einem Anteil von 29,6 Prozent immer noch den grĂ¶ĂŸten Anteil am Gesamtstraftatenaufkommen haben, setzte sich im vorigen Jahr der seit Jahren verzeichnete RĂŒckgang weiter fort: Im Jahr 2016 wurden noch knapp 79.600 FĂ€lle verzeichnet, im Jahr 2022 waren es noch 52.736 – und damit so wenige wie noch nie seit Beginn der Polizeilichen Kriminalstatistik. Die Zahl der LadendiebstĂ€hle stieg zwar binnen eines Jahres um 1.713 FĂ€lle auf 8.542; das Niveau des Jahres 2019 (9.665 FĂ€lle) wurde jedoch nicht erreicht. Bei den WohnungseinbruchsdiebstĂ€hlen ist das Niveau mit 14 FĂ€llen mehr als im Vorjahr (2021: 1.702 FĂ€lle) nahezu unverĂ€ndert geblieben. Mit 1.716 registrierten Straftaten ist 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 eine deutliche Abnahme der erfassten FĂ€lle (knapp 660 FĂ€lle weniger) zu verzeichnen.

„Der langjĂ€hrige rĂŒcklĂ€ufige Trend bei WohnungseinbrĂŒchen ist und bleibt erfreulich. Zudem blieb fast jeder zweite Einbruch im Versuchsstadium stecken. Das zeigt, PrĂ€vention wirkt. Die Landespolizei wird auch weiterhin mit Kampagnen und Beratungen informieren, wie jede und jeder Einzelne seine Wohnung und sein Haus vor Einbrechern schĂŒtzen kann“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Die Landespolizei Sachsen-Anhalt betrachtet den Einbruchsschutz als einen Schwerpunkt ihrer PrĂ€ventionsarbeit. Sie setzt dabei unter anderem auf die Kampagne „K-Einbruch“ sowie auf die Bannerkampagne „Sicher wohnen mit Einbruchschutz“, die gemeinsam mit dem LandesprĂ€ventionsrat und der QualitĂ€tsgemeinschaft „Das sichere Haus“ umgesetzt wird.

Bei der RauschgiftkriminalitĂ€t verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik einen leichten RĂŒckgang der Fallzahlen: Insgesamt wurden 9.253 FĂ€lle erfasst. Das waren gut 1.000 FĂ€lle, beziehungsweise 10 Prozent, weniger als 2021.

Insgesamt konnten die Ermittlerinnen und Ermittler in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr mehr als 29 Kilogramm Crystal Meth, knapp 302 Kilogramm Cannabis und fast 7.600 Cannabispflanzen sicherstellen. Im vergangenen Jahr wurden 19 Rauschgifttote registriert. Damit starben zwei Menschen mehr an den Folgen ihres Rauschgiftkonsums als 2021.

Quelle: Staatskanzlei und Ministerium fĂŒr Kultur des Landes Sachsen-Anhalt

Foto (c) BD-LPSA