Magdeburger Klinikgipfel zeigt Auswege aus der Krise und Chancen fĂŒr die Zukunft

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Entscheider aus dem Gesundheitswesen diskutierten auf Einladung der FDP ĂŒber Zukunft der medizinischen Versorgung

Magdeburg. „Wir backen derzeit jeder fĂŒr sich Pizza im Hochofen.“ Mit diesem eindrĂŒcklichen Vergleich hat Marco Bohn, kaufmĂ€nnischer Direktor des Magdeburger UniversitĂ€tsklinikums, beim Magdeburger Klinikgipfel am Mittwochabend in der Lukasklause die Situation und das Dilemma der KrankenhĂ€user veranschaulicht. Gut zwei Stunden lang diskutierten auf Einladung der FDP Magdeburg fĂŒhrende Köpfe des hiesigen Gesundheitswesens ĂŒber die Zukunft der medizinischen Versorgung angesichts eines andernorts vielfach schon um sich greifenden Kliniksterbens.

Schnell wurde der Ausweg klar: Die Herausforderungen – insbesondere steigende Kosten bei stagnierenden VergĂŒtungen sowie FachkrĂ€ftemangel – sind nur miteinander zu bewĂ€ltigen. Die Entscheider in Magdeburg machten jedoch in der Runde deutlich: Sie sind zu Kooperationen auf Augenhöhe bereit und drĂ€ngen selbst darauf. Das unterstrichen auch Klaus-Dieter Schinkel, Vorstand der Pfeifferschen Stiftungen, Willi Lamp, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Klinikums Magdeburg und Prof. Dr. Edgar Strauch, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer der Ärztekammer Sachsen-Anhalt.

Moderator Eric Bohun (FDP) fasste es anschließend so zusammen: „Um die Magdeburger Kliniklandschaft zeitgemĂ€ĂŸ und fortschrittlich aufzustellen, die bestmögliche Patientenversorgung zu sichern und Leuchtturmprojekte zu fördern, mĂŒssen unsere KrankenhĂ€user einen guten Weg der Zusammenarbeit finden.“

Die Kliniklandschaft zukunftsfest aufzustellen, werde „nur mit vereinten KrĂ€ften und sicher auch nicht ohne ZugestĂ€ndnisse gelingen“, ergĂ€nzte Dr. Kathrin Meyer-Pinger, FDP-StadtrĂ€tin und Mitglied in der Gesellschafterversammlung des Klinikums Magdeburg. Darin liegt aber auch eine große Chance. Klaus-Dieter Schinkel von den Pfeifferschen Stiftungen dazu: „Wenn die Zusammenarbeit gelingt, wird Magdeburg eine Kliniklandschaft vorweisen können, die bundesweit ihresgleichen sucht. Die Politik ist gefragt, diesen Weg zu unterstĂŒtzen.“

Marco Bohn sieht dabei das UniversitĂ€tsklinikum explizit „als Teil eines Systems“, wie er betonte. Die „Uni“ mĂŒsse sich um Lehre, Forschung und SpezialfĂ€lle kĂŒmmern, dafĂŒr sei sie am besten ausgestattet. Dies funktioniere aber nur, wenn sie in einer engen Kooperation mit den umliegenden HĂ€usern zusammenarbeite.

Klaus-Dieter Schinkel ging auf wachsende Kooperationen zwischen den HĂ€usern ein. Die erste vollstĂ€ndige Zusammenarbeit von „Pfeiffers“ mit der Uniklinik wird im Rahmen der Thoraxchirurgie in Lostau vollzogen. Die steigenden Leistungsanforderungen, nicht zuletzt in Form von zu erbringenden Fallzahlen, machten es notwendig, sich nicht gegenseitig FĂ€lle „abzujagen“, sondern Leistungen sinnvoll zu verteilen. Mit dem Ziel, die Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

Das stĂ€dtische Klinikum Magdeburg als Maximalversorger und sogenanntes Level-3-Kankenhaus mit einer enormen Bandbreite an Fachdisziplinen richtet sich laut GeschĂ€ftsfĂŒhrer Willi Lamp ebenfalls auf eine engere Zusammenarbeit aus. Er sieht auch Potenzial in der Ambulantisierung von Leistungen. Hier mĂŒsse die Politik jedoch bessere Rahmenbedingungen schaffen.

Prof. Dr. Edgar Strauch von der Ärztekammer forderte unterdessen, im Kampf gegen den Ärztemangel mehr Absolventen der FakultĂ€ten in Sachsen-Anhalt zu halten. Von jĂ€hrlich etwa 350 Absolventen blieben nach zwei Jahren nur etwa 40 Prozent im Bundesland. Eine Möglichkeit sieht er darin, Studierenden, die aus Sachsen-Anhalt kommen, eine leichtere Aufnahme in die landeseigenen Unikliniken zu ermöglichen. Sachsen-Anhalt mĂŒsse fĂŒr FachkrĂ€fte attraktiver werden und mehr auslĂ€ndische FachkrĂ€fte anwerben. „Dazu braucht es eine entsprechende Willkommenskultur“, warb Marco Bohn vom Uniklinikum.

So zeigte der Klinikgipfel in geballter Form auf, wie die Weichen im Gesundheitswesen gestellt werden mĂŒssen. Das sehr sachkundige Publikum mit Akteuren aus Politik (u.a. Alt-OberbĂŒrgermeister Dr. Lutz TrĂŒmper), den Krankenkassen, medizinischen Fach- und Leistungspersonal bereicherte durch mitunter kritische und konkrete RĂŒckfragen die Diskussion.

Bildunterschrift:

Beim Klinikgipfel in der Lukasklause auf dem Podium (v.l.): Marco Bohn, kaufmĂ€nnischer Direktor Magdeburger UniversitĂ€tsklinikum, Klaus-Dieter Schinkel, Vorstand Pfeiffersche Stiftungen, Prof. Dr. Edgar Strauch, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Ärztekammer Sachsen-Anhalt, und Willi Lamp, GeschĂ€ftsfĂŒhrer Klinikum Magdeburg. (c) Foto: FDP Magdeburg

Quelle: FDP-Kreisverband Magdeburg am 05. April 2024