ifo-PrÀsident Fuest gegen Industriestrompreis

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Der ifo-PrĂ€sident Clemens Fuest hat sich gegen einen Industriestrompreis ausgesprochen. „Die Idee des BrĂŒckenstrompreises ist nicht tragfĂ€hig“, schrieb er in einem Beitrag fĂŒr den Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums, der am Freitag veröffentlicht wurde. Es sei zu erwarten, dass die Stromkosten in Deutschland dauerhaft höher seien als in vielen anderen LĂ€ndern. Das liege zum einen daran, dass andere LĂ€nder Vorteile bei der Erzeugung erneuerbarer Energien hĂ€tten und Speicher teuer seien. Zum anderen daran, dass Deutschland mit dem Atomausstieg und dem Verzicht auf eigene Schiefergasförderung eine Politik der Verknappung betreibe.

„Politik fĂŒr den Industriestandort Deutschland sollte nicht an Strukturen festhalten, die nicht mehr wettbewerbsfĂ€hig sind“, fĂŒgte Fuest hinzu. Gleichzeitig warnte er, es sei „leichtsinnig, Deindustrialisierung schulterzuckend hinzunehmen“. Vielmehr mĂŒssten die Bedingungen fĂŒr ein Wachstum erfolgreicher Unternehmen in allen Branchen verbessert werden. Außerdem gelte es, gĂŒnstige Rahmenbedingungen fĂŒr die Entstehung neuer Unternehmen und Sektoren mit hohem Wertschöpfungspotenzial zu schaffen.

Fuest sprach sich fĂŒr Reformen zur StĂ€rkung des Arbeitsangebots aus. Diese sollten verĂ€nderte Anrechnungsregeln beim BĂŒrgergeld, eine Reform der Familienbesteuerung, eine bessere Kinderbetreuung und eine Verbesserung der Anreize fĂŒr eine lĂ€ngere Lebensarbeitszeit enthalten. „Reformen der Schulen und der beruflichen Bildung und Weiterbildung könnten die ArbeitsproduktivitĂ€t steigern. In der Energiepolitik sollte das Ziel darin bestehen, mit Marktsignalen, also an aktuellen Knappheiten orientierten Preisen, und dem Ausbau der Infrastruktur eine effizientere Nutzung des vorhandenen Energieangebots zu erreichen. Deutschland habe außerdem ein großes Interesse daran, die Integration des europĂ€ischen Energiemarkts weiter voranzutreiben.

BĂŒrokratieabbau, ein schnellerer Ausbau der Infrastruktur fĂŒr Verkehr und DatenĂŒbertragungen sowie mehr Offenheit und weniger BeschrĂ€nkungen fĂŒr digitale GeschĂ€ftsmodelle seien weitere Bausteine. „Die Herausforderungen fĂŒr den Industrie- und Wirtschaftsstandort sind groß, und die Gefahr einer Deindustrialisierung ist durchaus ernst zu nehmen. Die gute Nachricht lautet: Die Wirtschafts- und Finanzpolitik hat durchaus die Möglichkeiten, Bedingungen zu schaffen, die es erlauben, diese Herausforderungen zu meistern.“

Clemens Fuest (Foto)
PrÀsident des ifo Instituts