Hendrik Streeck: Sollten Erforschung von Long-Covid wie Manhattan-Projekt angehen

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Virologe regt interdisziplinäres Forscherteam an – Hausärztechef Beier: Zwei bis vier Betroffene in jeder Praxis

Osnabrück (ots). Der Virologe Hendrik Streeck (Foto) hat die Bildung eines interdisziplinären Teams zur Erforschung von Long Covid angeregt. Er würde sich wünschen, dass man die Corona-Folgeerkrankung „wie beim Manhattan-Projekt“ oder beim Teilchenbeschleuniger CERN angehe, sagte Streek im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ): „Holen wir Immunologen, Virologen, Psychologen, Kliniker zusammen und versuchen, die Fragen gemeinsam zu beantworten“, so der Vorschlag Streecks. Das sei zielführender, als wenn einzelne Forschergruppen vor sich hin arbeiteten und sich zum Teil auch gegenseitig ausspielen würden.

Long Covid könnte zum Paradebeispiel werden, wie man Forscher verschiedener Fachrichtungen auf ein schwieriges Thema ansetze, um voranzukommen, so Streek. Beim Manhattan-Projekt hatte die US-Regierung im Zweiten Weltkrieg Physiker, Chemiker und Ingenieure zusammengebracht, um die erste Atombombe zu bauen.

Bei der Erforschung von Long Covid stehe die Wissenschaft noch ziemlich am Anfang, so Streeck. Es gehe um ein „Potpourri unterschiedlicher Krankheiten“, die es voneinander zu trennen gelte, vom schweren Corona-Verlauf mit Organschäden über Autoimmunreaktionen bis hin zu Fällen, in denen keine somatischen Ursachen erkennbar seien.

Eine offizielle Zahl der Betroffenen gibt es bislang nicht. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, berichtete der „NOZ“ von „zwei bis vier Patienten in jeder Praxis, die aus völliger Gesundheit gerissen wurden und teilweise pflegebedürftig geworden sind“. Für jeden Long-Covid-Betroffenen sei das dramatisch und einschneidend, sagte Beier.

Foto (c) Hendrik Streeck