Genomstudie findet neue Risikogene fĂŒr Magenkrebs

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Europaweite Kooperation der Hochschulmedizin identifiziert Gene, die Krebserkrankungen des Verdauungstraktes beeinflussen

Magdeburg. Die Blutgruppe eines Menschen beeinflusst sein Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Das ist eines der Ergebnisse einer Metastudie, die genetische Risikofaktoren fĂŒr verschiedene Untertypen von Magenkrebs analysiert hat. Der Marburger Humangenetiker Professor Dr. Johannes Schumacher koordinierte gemeinsam mit dem Gastroenterologen Professor Dr. Marino Venerito von der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg die Studie zahlreicher europĂ€ischer Zentren, die im Fachblatt „eBioMedicine“ ĂŒber ihre Ergebnisse berichten.

„Magenkrebs ist im klinischen Erscheinungsbild uneinheitlich“, erklĂ€rt Schumacher; „das gilt sowohl hinsichtlich der Lage des Tumors, als auch hinsichtlich der betroffenen Gewebe.“ Die Studie arbeitet heraus, welche genetischen Risiken fĂŒr die verschiedenen Subtypen bestehen. „Uns interessiert außerdem, ob es genetische ZusammenhĂ€nge zwischen Magenkrebs und Speiseröhrenkrebs gibt, also zwei Erkrankungen des Verdauungstraktes“, legt Venerito dar, der die Studie gemeinsam mit Schumacher leitete. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verwerteten die Daten von zehn europaweiten Genomstudien, die es zu Magenkrebs grĂ¶ĂŸtenteils noch nicht gab.

Solche Studien nutzen das Vorliegen molekularer Varianten, die ĂŒber die gesamte LĂ€nge der DNA verteilt sind. Hierdurch lassen sich die genetischen Risikofaktoren aufspĂŒren, die der Krebserkrankung ursĂ€chlich zugrunde liegen vorliegen. Außerdem fĂŒhrte das Team eine Transkriptomstudie durch. „Mit dieser Methode konnten auch diejenigen Gene identifiziert werden, die durch die genetischen Risikofaktoren beim Magenkarzinom fehlgesteuert werden“, fĂŒhrt Schumacher aus.

„Insgesamt schließt unsere Studie mehr als 5.800 Personen mit Magenkrebs ein, die sie mit knapp 11.000 krebsfreien Personen vergleicht“, erlĂ€utert Schumachers Mitarbeiter Timo Heß, einer der Leitautoren des Fachaufsatzes. FĂŒr die Transkriptomstudie lagen Gewebeproben aus dem Magen von 360 Probandinnen und Probanden vor.

Die Analyse bestĂ€tigte fĂŒr fĂŒnf bereits bekannte DNA-Abschnitte, dass sie mit Magenkrebs-Unterarten in Zusammenhang stehen. „Zwei weitere Stellen kamen durch unsere Studie neu hinzu“, fĂŒhrt der Marburger Bioinformatiker Dr. Carlo Maj aus, ein weiterer Leitautor aus Schumachers Labor. FĂŒr eine bestimmte Stelle mit einem Risikogen fand das Team heraus, dass Menschen mit Blutgruppe 0 ein geringeres Risiko tragen, an Magenkrebs zu erkranken. Blutgruppe A hingegen erhöht das Risiko.

„Unsere Analyse bestĂ€tigt: Die molekularen Prozesse, die einer Magenkrebserkrankung zugrunde liegen, sind je nach AusprĂ€gung des Krebs-Subtyps sehr unterschiedlich“, fasst Schumacher zusammen; „die Befunde deuten außerdem auf gemeinsame molekulare Mechanismen hin, die sowohl der Entstehung von Magenkrebs als auch von Speiseröhrenkrebs zugrunde liegen.“

Die Krebsforschung gehört zu den StĂ€rken der Lebenswissenschaften an der Philipps-UniversitĂ€t Marburg. Der Mediziner Professor Dr. Johannes Schumacher lehrt Humangenetik an der Philipps-UniversitĂ€t. Professor Dr. Marino Venerito leitet den Bereich Gastrointestinale Onkologie an der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t in Magdeburg. Beide koordinieren gemeinsam das Forschungsprojekt „StaR“ zu den Ursachen des Magenkarzinoms. Dr. Carlo Maj leitet die Bioinformatik am Marburger Institut fĂŒr Humangenetik.

Neben den beiden Arbeitsgruppen beteiligten sich zahlreiche Zentren aus ganz Europa an der Studie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstĂŒtzte die wissenschaftliche Arbeit finanziell.

Foto: Professor Dr. Marino Venerito leitet den Bereich Gastrointestinale Onkologie an der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t in Magdeburg. (c) Fotografin: Melitta Schubert/UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg.