EU-Richtlinie zur Lohntransparenz: Handel warnt vor wachsender BĂŒrokratielast

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Im Vorfeld der am 30. MĂ€rz 2023 stattfindenden Plenarabstimmung des EuropĂ€ischen Parlaments zur EU-Lohntransparenz-Richtlinie warnt der Handelsverband Deutschland (HDE) vor der Schaffung immer neuer bĂŒrokratischer Belastungen fĂŒr Arbeitgeber.

„Die neue EU-Richtlinie zur Lohntransparenz soll die Gleichstellung von Frauen und MĂ€nnern im Betrieb verbessern. An diesem Ziel geht die Richtlinie aber leider völlig vorbei“, so HDE-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Stefan Genth (Foto). Sie setze nicht an den tatsĂ€chlichen Ursachen fĂŒr den sogenannten Gender-Pay-Gap an. „Stattdessen wird durch umfassende Auskunfts- und Berichtspflichten ein neues BĂŒrokratiemonster fĂŒr Arbeitgeber geschaffen“, so Genth weiter.

Durch die neue Berichterstattungspflicht ĂŒber das geschlechtsspezifische EntgeltgefĂ€lle sowie die unter UmstĂ€nden daraus resultierende Entgeltbewertung gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern wĂŒrden sich enorme Rechtsunsicherheiten und ein bĂŒrokratischer Mehraufwand fĂŒr Arbeitgeber aller Branchen ergeben. Dies gilt auch fĂŒr individuelle AuskĂŒnfte sowie Entgeltinformationen, die bereits in Stellenausschreibungen oder vor dem VorstellungsgesprĂ€ch zur VerfĂŒgung gestellt werden mĂŒssten. Erschwerend kommt noch der sehr weite Geltungsbereich der neuen Richtlinie hinzu. „Ausnahmen fĂŒr den Mittelstand sowie tarifgebundene und tarifanwendende Unternehmen sucht man in der Richtlinie vergeblich“, so Genth. Letzteres stelle zudem einen ungerechtfertigten Eingriff in die in Deutschland verfassungsrechtlich garantierte Tarifautonomie dar.

Die neue EU-Lohntransparenz-Richtlinie wĂ€re mit einem massiven Zuwachs an BĂŒrokratie verbunden, den es laut HDE gerade in den aktuell unsicheren Zeiten zu vermeiden gilt. Im inzwischen vierten Krisenjahr sind die Rahmenbedingungen fĂŒr den Einzelhandel bei deutlich spĂŒrbarer KonsumzurĂŒckhaltung noch immer schwierig. „Auch vor dem Hintergrund des bereits in Deutschland existierenden Entgelttransparenzgesetzes wĂ€re zusĂ€tzliche BĂŒrokratie durch die neue EU-Richtlinie unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig“, betont Genth. Vielmehr sei es an der Zeit, endlich die Ursachen des Gender-Pay-Gap anzugehen. Dazu gehöre vor allem die weitere Optimierung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um besonders die Erwerbsbeteiligung von Frauen nachhaltig zu steigern. „Hier muss konsequent angesetzt werden. Immer neue Berichtspflichten fĂŒr Arbeitgeber fĂŒhren nicht weiter“, so Genth.

Text/Foto: HDE