Einheitliche Standards fĂŒr Forschung zu Nahrungsmittelallergien

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Europaweite Initiative bestimmt Kriterien, um die Vergleichbarkeit von Studienergebnissen zu IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien zu verbessern.

Magdeburg. In dem europĂ€ischen Forschungsnetzwerk COMFA wurden gemeinsam mit dem Team um Versorgungsforscher Prof. Dr. Dr. Christian Apfelbacher von der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg erstmals international gĂŒltige Kriterien fĂŒr Beobachtungs- und Interventionsstudien zu IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien festgelegt. DafĂŒr entwickelten die Forschenden ein sogenanntes Core Outcome Set (COS), eine Zusammenstellung relevanter Ergebnisparameter zu einem Krankheitsbild, um Studien besser vergleichbar zu machen. Die Ergebnisse der durchgefĂŒhrten Delphi-Konsensstudie wurden in dem Fachjournal Allergy veröffentlicht und legen den Grundstein fĂŒr eine standardisierte Bewertung von wissenschaftlichen Studien zu Nahrungsmittelallergien weltweit.

Nahrungsmittelallergien sind ein wachsendes Gesundheitsproblem, besonders in IndustrielĂ€ndern. Zwischen 1960 und 2020 stieg die weltweite HĂ€ufigkeit von 3 auf 7 Prozent. In Deutschland sind etwa 2-3 Prozent der Erwachsenen und 4 Prozent der Kleinkinder betroffen. Bei einer Nahrungsmittelallergie reagiert der Körper auf Nahrungseiweiße mit der Freisetzung von Antikörpern wie Immunglobulin-E (IgE), was zu starken Immunreaktionen wie Ausschlag, Juckreiz, Schwellungen und EntzĂŒndungen der SchleimhĂ€ute fĂŒhren kann.

Um die Wirksamkeit vorhandener Therapiestrategien zu beurteilen und zu verbessern, ist die Vergleichbarkeit von Studien entscheidend. „Viele Studien zu Nahrungsmittelallergien lassen sich trotz Ă€hnlicher Fragestellung nicht vergleichen, da verschiedene Forschungsgruppen unterschiedliche Ergebnisparameter festlegen. Das ist besonders problematisch, da es die Zusammenfassung von Wissen ĂŒber dieses Krankheitsbild erheblich erschwert“, erklĂ€rt Professor Apfelbacher, Direktor des Institutes fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) an der UniversitĂ€t Magdeburg.

Die Entwicklung eines Core Outcome Set fĂŒr IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien im Rahmen des COMFA-Projektes sei laut Apfelbacher deshalb ein bedeutender Schritt fĂŒr die Forschung und fĂŒr die Praxis, um einheitliche Ergebnisparameter fĂŒr klinische Studien und Beobachtungsstudien zu Interventionen zu etablieren. „Es ermöglicht die Forschung zu Nahrungsmittelallergien zu harmonisieren und zu verbessern und trĂ€gt dazu bei, die Entwicklung effektiver Therapien zu beschleunigen“, so Apfelbacher.

Nach umfassender Literaturrecherche und einem mehrstufigen qualitativen Befragungsverfahren nach der Delphi-Methode hat die Forschungsinitiative „allergische Symptome“ und „LebensqualitĂ€t“ als die wesentlichen Ergebnisparameter fĂŒr Studien zu Nahrungsmittelallergien konsentiert. Insgesamt beteiligten sich 778 Personen aus 52 LĂ€ndern an dem Konsensverfahren. „Es ist sehr wichtig, dass dieser Konsens auf einer so breiten Basis steht, denn die Diskussionen unter Patientenvertretern, Ärztinnen und Ärzten und Forschenden haben uns gezeigt, wie kontrovers manche Ergebnisparameter gesehen werden“, sagt Co-Studienautor Prof. Dr. Jon Genuneit von der UniversitĂ€t Leipzig. 

Apfelbacher betont: „Diese identifizierten Core Outcomes werden dazu beitragen, die Vergleichbarkeit von Studien zu erleichtern und die QualitĂ€t der Ergebnisse zu erhöhen. Sie ermöglichen es zudem, dass Untersuchungsergebnisse in Meta-Analysen einfließen können, um aus neuen Erkenntnissen schnellstmöglich Nutzen zu ziehen.“

Die weitere Arbeit von COMFA wird sich nun darauf konzentrieren, fĂŒr das Core Outcome Set die optimalen Messinstrumente zur Bewertung von Symptomen und LebensqualitĂ€t in einem weiteren Konsensverfahren zu ermitteln. Gleichzeitig soll ein intensiver Austausch mit Studieneinrichtungen, Arzneimittelbehörden, Herstellern und anderen Interessensgruppen erfolgen. Dies dient der Akzeptanz und langfristigen Implementierung des COS und damit der Verbesserung der Forschung auf dem Gebiet der Nahrungsmittelallergien.

Über COMFA

COMFA ist Teil der Initiative COMET (Core Outcome Measures in Effectiveness Trials), die weltweit AktivitÀten zu Core Outcome Sets koordiniert. Das COMFA-Projekt ist ein multidisziplinÀres Netzwerk, das darauf abzielt, die Forschung und Innovationen zu Nahrungsmittelallergien voranzubringen, insbesondere durch Etablierung eines nahrungsmittelallergiebezogenen Core Outcome Set sowie eine Konsenserreichung zu Terminologie, Definitionen und dem Einsatz von Messinstrumenten in diesem Forschungsbereich.

Das Projekt wird von Dr. Daniel Munblit am Kings College London koordiniert.

Originalpublikation:                                                                                 

Core Outcome Set for IgE‐mediated food allergy clinical trials and observational studies of interventions: International Delphi consensus study ‚COMFA‘, AllergyDOI: https://doi.org/10.1111/all.16023

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Dr. Christian Apfelbacher, Direktor am Institut fĂŒr Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg, Telefon: +49-391-67-24316, christian.apfelbacher@med.ovgu.de

Foto: Das Team um Versorgungsforscher Prof. Christian Apfelbacher entwickelt gemeinsam mit europÀischen Partnern Kriterien, um die Vergleichbarkeit von Studienergebnissen zu IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien zu verbessern. (c) Fotografin: Hannah Theile/UniversitÀt Magdeburg