DKG zu den Eckpunkten der Krankenhausreform

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Vom Abschluss der Eckpunkte fĂŒr die Krankenhausreform bis zu einem Gesetzentwurf ist es noch ein weiter Weg. Gerade die Unbestimmtheit vieler Aussagen im Eckpunktepapier birgt Unsicherheit und gibt den KrankenhĂ€usern noch keine verlĂ€ssliche Grundlage fĂŒr die weiteren Planungen. Diese Unklarheiten prĂ€gten auch die Diskussionen auf dem Krankenhausgipfel „Spezial“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in Berlin. Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach und seine Landeskollegen aus Baden-WĂŒrttemberg, Bayern und Bremen kommentierten und interpretierten die Ergebnisse der Bund-LĂ€nder-GesprĂ€che.

„Diese Diskussionen zeigen, welche Probleme auf dem Weg zur Krankenhausreform noch auf uns zukommen werden. Die Eckpunkte sind an vielen Stellen nicht mehr als Formelkompromisse, Überschriften, PrĂŒfauftrĂ€ge und AbsichtserklĂ€rungen. Die beschworene Einheit steht hier durchaus infrage“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß (Foto).

Die Eckpunkte zeigen in der mittel- und langfristigen Reformplanung gute AnsĂ€tze, die auch die Kliniken unterstĂŒtzen. Es wird erkennbar, dass die einheitlichen Verfahren und MaßstĂ€be der Krankenhausplanung fĂŒr alle 16 BundeslĂ€nder eine Chance fĂŒr die bedarfsgerechte Zuordnung von Versorgungsaufgaben auf die Standorte ist. Auch die Finanzierungsreform mit einer Vorhaltefinanzierung kann langfristig dazu beitragen, Krankenhausversorgung angemessen zu refinanzieren. Dazu muss aber auch das Gesamtvolumen passen, dass von der Politik zur VerfĂŒgung gestellt wird.

Doch gerade in der kurzfristigen Gestaltung und Sicherung verweigert sich die Politik notwendigen Handlungen. „Wir sind fassungslos, dass Bund und LĂ€nder tatsĂ€chlich das unkontrollierte Kliniksterben hinnehmen. Von einer Existenzgarantie, gerade fĂŒr die KrankenhĂ€user im lĂ€ndlichen Raum, in den kommenden Jahren kann ĂŒberhaupt keine Rede sein. Es ist Aufgabe von Politik zu gestalten, es ist aber auch die Verantwortung von Politik fĂŒr einen geordneten Übergang in die neue Krankenhauswelt zu sorgen, um Schaden von der Bevölkerung durch VersorgungslĂŒcken abzuwenden. Wenn sowohl Bund als auch LĂ€nder hier nicht aktiv werden, ist das ein politischer Offenbarungseid.

Wir laufen Gefahr bis 2027, bis die Finanzierungsreform tatsĂ€chlich greift, VersorgungslĂŒcken in Deutschland zu schaffen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Und dies mit extremen Auswirkungen sowohl fĂŒr die Gesundheit der Menschen als auch fĂŒr das politische System. Wir sollten uns alle daran erinnern, dass im Grundgesetz die Gleichwertigkeit der LebensverhĂ€ltnisse von Stadt und Land verankert ist. Diesem Anspruch muss man gerecht werden“, so Gaß.

Auch bei den langfristigen Reformmaßnahmen gibt es weiterhin Unklarheiten. „Es wird sehr auf die Ausgestaltung ankommen. Bei der Mischfinanzierung aus Vorhaltepauschalen und leistungsabhĂ€ngiger VergĂŒtung steckt der Teufel im Detail. Wir sollten alle endlich aufhören, davon zu sprechen, dass es ein Ende des Fallpauschalensystems ist. 40 Prozent der Finanzierung der Kliniken wird weiter ĂŒber leistungsabhĂ€ngige Pauschalen erfolgen und auch die Vorhaltung hĂ€ngt an Fallzahlkorridoren, bleibt also leistungsabhĂ€ngig. Wie und ab wann die KrankenhĂ€user wirklich durch die Vorhalte-Finanzierung in eine finanziell sichere Zukunft geleitet werden, hĂ€ngt hier von der Detailgestaltung ab“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende.

EnttĂ€uschend ist aus Sicht der DKG, dass sich die LĂ€nder nicht zu einer Selbstverpflichtung fĂŒr eine angemessene Investitionsfinanzierung vereinbart haben. Es ist untragbar, dass man offensichtlich weiter davon ausgeht, dass KrankenhĂ€user am Personal sparen, um die lĂŒckenhafte Investitionsfinanzierung mit eigenem Geld aufzufĂŒllen.

Hinsichtlich der regionalen Öffnungsklauseln, wurde aus der Diskussion sehr deutlich, dass es auch hier nicht immer ein gleichlautendes VerstĂ€ndnis fĂŒr die Begriffe gibt. „Die Reform wird daran gemessen, ob sie Zentralisierung, Verbesserung der QualitĂ€t und wohnortnahe Versorgung austarieren kann. Die regionalen Besonderheiten mĂŒssen gewahrt bleiben. Und bei der QualitĂ€tsdebatte darf auch nicht vergessen werden, dass auch wohnortnahe und niedrigschwellige ZugĂ€nge QualitĂ€tsmerkmale sind.“

Text/Foto: DKG