Rekordniveau bei psychischen Erkrankungen in Sachsen-Anhalt

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  • DAK-Gesundheit analysiert Arbeitsausfall von 51.000 BeschĂ€ftigten fĂŒr das Jahr 2023
  • Anstieg um 86 Prozent im Zehn-Jahres-Vergleich
  • Hohe Betroffenheit im Gesundheitswesen

Depressionen, Ängste, Anpassungsstörungen: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr so oft wie nie zuvor aufgrund von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz gefehlt. Rein statistisch kamen auf 100 DAK-Versicherte 381 Fehltage, wie aus dem reprĂ€sentativen Psychreport der DAK-Gesundheit hervorgeht. Die Fehlzeiten wegen dieser Erkrankungen lagen um 86 Prozent ĂŒber dem Niveau von vor zehn Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr hatten jĂŒngere Altersgruppen den stĂ€rksten Anstieg. Die meisten psychisch bedingten Fehltage gab es auch 2023 wieder im Gesundheitswesen. Die Branche lag 44 Prozent ĂŒber dem Durchschnitt.

„Der neue Höchststand bei den psychischen Erkrankungen ist besorgniserregend. Hinzu kommt, dass zunehmend jĂŒngere Erwachsene wegen dieser Erkrankungen bei der Arbeit ausfallen“, sagt Steffen Meyrich, Landeschef der DAK-Gesundheit in Sachsen-Anhalt. „Wir mĂŒssen am Arbeitsplatz den Fragen der seelischen Gesundheit mehr Beachtung schenken. BeschĂ€ftigte dĂŒrfen nicht Gefahr laufen, eines Tages verfrĂŒht ausgebrannt zu sein und aussteigen zu mĂŒssen“, so Meyrich. In Sachsen-Anhalt hatten im Vergleich zu 2022 erwerbstĂ€tige MĂ€nner zwischen 15 und 19 Jahren den stĂ€rksten Anstieg bei den psychisch bedingten Fehltagen: plus 101 Prozent. Bei den weiblichen BeschĂ€ftigten gingen in der Altersgruppe der 20-24 die Fehlzeiten mit 48 Prozent am stĂ€rksten hoch. 25- bis 29-jĂ€hrige Frauen hatten mit einem Plus von 46 Prozent ebenfalls deutlich mehr Fehltage als gleichaltrige im Vorjahr.

Rekordhoch bei Belastungs- und Anpassungsstörungen

Eine Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen dauerte im Durchschnitt 30,5 Tage. Die meisten Fehltage entfielen auf schwere Belastungs- und Anpassungsstörungen und stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 133 Fehltage je 100 DAK-Versicherte an. Depressionen kamen auf Platz zwei mit 127 Fehltagen je 100 DAK-Versicherte und stiegen um 15 Prozent an.

Der meiste Ausfall im Gesundheitswesen: BGM am Arbeitsplatz wichtig

Wie stark BeschĂ€ftigte von psychischen Erkrankungen betroffen sind, hĂ€ngt unter anderem mit der Branche zusammen, in der sie tĂ€tig sind. In Sachsen-Anhalt haben diejenigen, die im Gesundheitswesen arbeiten, weit ĂŒberdurchschnittlich viele Fehltage. 2023 waren es – bezogen auf 100 erwerbstĂ€tige DAK-Versicherte – 548 Fehltage, 167 Tage mehr als im Durchschnitt aller Branchen. „Die aktuelle Analyse zeigt, wie gerade im Gesundheitswesen Menschen mit psychischen Problemen besonders unter den Belastungen und EinschrĂ€nkungen der Pandemie leiden. Wir mĂŒssen psychische Erkrankungen aus der Tabu-Zone holen“, sagt DAK-Landeschef Meyrich. Der Psychreport der DAK-Gesundheit zeige, dass Betroffene heute eher bereit seien, eine Depression beispielsweise anzusprechen und sich Hilfe zu holen. „Wir brauchen UnterstĂŒtzungen auch am Arbeitsplatz“, betont Meyrich. „Arbeitgeber sollten Stress und mögliche Belastungen in den Fokus rĂŒcken und sich verstĂ€rkt mit Fragen der psychischen Gesundheit ihrer Belegschaft beschĂ€ftigen.“ Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) könne helfen, die WiderstandsfĂ€higkeit der Organisation einer Firma zu stĂ€rken – und damit auch die der Belegschaft, so Meyrich. Die DAK-Gesundheit unterstĂŒtzt Unternehmen im BGM und bietet beispielsweise eine Resilienzberatung mit VortrĂ€gen, Seminaren und Workshops an.

Psychisch bedingter Arbeitsausfall ĂŒber Bundesniveau

Insgesamt liegt Sachsen-Anhalt bei psychisch bedingten Fehlzeiten ĂŒber dem Bundesniveau, mit 18 Prozent mehr Fehltagen. Die BeschĂ€ftigten in Sachsen-Anhalt sind insgesamt hĂ€ufiger oder lĂ€nge krank als im bundesweiten Durchschnitt.

FĂŒr den Psychreport hat das Berliner IGES Institut die Daten von 51.000 DAK-versicherten BeschĂ€ftigten in Sachsen-Anhalt ausgewertet. Die DAK-Gesundheit ist die drittgrĂ¶ĂŸte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands und versichert rund 114.000 Menschen in Sachsen-Anhalt.

Symbolfoto (c) Stockfoto / Simon Skafar