Ostdeutsches Bauhauptgewerbe vor schwierigem Jahr

Veröffentlicht in: Wirtschaft/Sachsen-Anhalt | 0
  • Baunachfrage hat im Jahresverlauf 2022 tendenziell abgenommen
  • BautĂ€tigkeit verfehlt 2022 real ihr Vorjahresniveau
  • Verbandsumfrage: 2023 bringt am Bau im Osten keine Trendwende

„FĂŒr das gerade abgelaufene Jahr rechnen wir im ostdeutschen Bauhauptgewerbe aufgrund einer Vielzahl negativer externer Entwicklungen mit einem Umsatzergebnis, welches nominal zwar ĂŒber, real beziehungsweise preisbereinigt, jedoch unter dem des Vorjahres liegen wird. Die BautĂ€tigkeit ist damit 2022 zurĂŒckgegangen“, erklĂ€rte Dr. Robert Momberg (Foto), HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer des Bauindustrieverbandes Ost e. V. (BIVO), im RĂŒckblick auf das Baujahr nach Bekanntgabe der Oktoberzahlen des Bauhauptgewerbes fĂŒr Betriebe mit 20 und mehr BeschĂ€ftigten durch das Statistische Bundesamt.

Auftragseingang: Der Wohnungsbau bricht 2022 dramatisch ein

Das Gesamtauftragsvolumen des Bauhauptgewerbes belief sich per Oktober 2022 auf 16,6 Mrd. Euro. GegenĂŒber dem Vorjahreszeitraum entsprach das einem nominalen Zuwachs von 11,1 Prozent. Das stĂ€rkste nominale Wachstum verzeichnete der Wirtschaftsbau, der von Januar bis Oktober 2022 ein Volumen von 7,1 Mrd. Euro erreichte und damit nominal um 18,1 Prozent ĂŒber dem Vergleichswert von 2021 lag. Nominales Wachstum wurde auch im Öffentlichen Bau registriert. Das Auftragsvolumen stieg hier per Oktober 2022 wertmĂ€ĂŸig um 11,0 Prozent auf 6,2 Mrd. Euro an. Deutlich negativ entwickelte sich dagegen die Nachfrage nach Bauleistungen im Wohnungsbau. Hier belief sich der Auftragswert Ende Oktober auf 3,3 Mrd. Euro, was einer nominalen Abnahme von 1,3 Prozent auf 2021 entsprach.

„Unter BerĂŒcksichtigung der Preisentwicklung bei der Erstellung von Bauwerken, die 2022 je nach Gewerk zwischen 15 und 20 Prozent lag, rechnen wir im Wirtschaftsbau 2022 mit einem realen Ergebnis auf Vorjahresniveau, der Öffentliche Bau wird selbiges verfehlen und noch mehr gilt das fĂŒr den Wohnungsbau, der 2022 stark einbrach. Insgesamt erwarten wir fĂŒr das Gesamtjahr 2022 ein Auftragsvolumen in Ostdeutschland von etwa 20 Mrd. Euro, was real einen RĂŒckgang im Vergleich zu 2021 bedeuten wĂŒrde. GrĂŒnde dafĂŒr waren vor allem die Wirkungen auf die nationalen sowie internationalen Rohstoff- und EnergiemĂ€rkte durch das Nachlaufen der Corona-Effekte sowie den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine“, erklĂ€rte Momberg mit Blick auf die Jahresbilanz.

Umsatz: Jahresergebnis 2022 wird real unter dem des Vorjahres liegen

Das Bauhauptgewerbe der neuen BundeslĂ€nder registrierte im Zeitraum Januar bis Oktober 2022 Umsatzerlöse von insgesamt ĂŒber 17,4 Mrd. Euro. In Relation zum Vorjahreszeitraum belief sich das Wachstum per Oktober nominal auf 9,5 Prozent. Im volumenstarken Wirtschaftsbau lagen die UmsĂ€tze der ostdeutschen Bauunternehmen bei knapp 7,3 Mrd. Euro, was einem nominalen Zuwachs von 10,2 Prozent entsprach. Im Öffentlichen Bau erreichten die Erlöse per Oktober annĂ€hernd 6,0 Mrd. Euro bzw. ein Plus von nominal 5,9 Prozent. Im Wohnungsbau betrug der Umsatz fast 4,2 Mrd. Euro und war damit nominal um 13,9 Prozent höher als im Jahr zuvor.

„Preisbereinigt bedeuten die Ergebnisse allerdings, dass real in keinem Segment das Ergebnis des Vorjahreszeitraums erreicht wurde. Auch wenn die letzten Monate eines Jahres saisonal ĂŒblich umsatzstark ausfallen, gehen wir nicht davon aus, dass sich das Jahresergebnis real noch wesentlich verbessert, so dass das Gesamtumsatzvolumen 2022 bei etwa 22 Mrd. Euro liegen wird. Dies entsprĂ€che zwar einem nominalen Wachstum von 10 Prozent gegenĂŒber 2021, real jedoch einem deutlichen RĂŒckgang“, schĂ€tzte Momberg ein.

Aussichten: Verband sieht 2023 in Ostdeutschland kaum Chancen auf konjunkturelles Wachstum bei ĂŒberwiegend stabiler BeschĂ€ftigung

Zu den Konjunkturaussichten 2023 Ă€ußerte sich Momberg verhalten. „Der Bauindustrieverband Ost e. V. geht entsprechend seiner aktuellen Verbandsumfrage unter Betrieben des ostdeutschen Bauhauptgewerbes von einer insgesamt eher negativen Konjunkturentwicklung in 2023 aus, solange sich die Rahmenbedingungen fĂŒr das Bauen nicht anhaltend verĂ€ndern. Nennenswert sind hier insbesondere der Preisauftrieb bei Baustoffen, LieferengpĂ€sse aber auch bĂŒrokratische Hemmnisse und falsche politische Weichenstellungen“, erklĂ€rte er.

Die Auswertung der Umfrage ergab, dass rd. 64 Prozent der ostdeutschen Bauunternehmen 2023 mit einem schlechteren Umsatzergebnis rechnen als 2022 und bei 15 Prozent der Befragten Umsatzeinnahmen in Vorjahreshöhe erwartet werden. Knapp 80 Prozent der Betriebe sehen also momentan in 2023 kein Wachstum. Die Konjunkturaussichten werden dabei von Unternehmen, die ĂŒberwiegend im Tiefbau tĂ€tig sind, noch schlechter bewertet. Hier gehen nur 14 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer steigenden BautĂ€tigkeit im Jahr 2023 aus, im Hochbau sind es 28 Prozent.

UnabhĂ€ngig von den eher trĂŒben Konjunkturaussichten stehen die ostdeutschen Bauunternehmen zu ihrer Strategie der FachkrĂ€ftesicherung. 83 Prozent aller befragten Bauunternehmen vermeldeten, dass die Anzahl ihrer BeschĂ€ftigten im Jahr 2023 gleichbleiben oder sogar steigen wird. Letzteres plant insgesamt etwa jedes vierte Bauunternehmen. Auch hier sind es die Hochbauunternehmen, die zuversichtlicher in das gerade begonnene Jahr blicken. Etwa jedes dritte Unternehmen mit Schwerpunkt Hochbau will 2023 sein Personal aufstocken, im Tiefbau ist es jedes fĂŒnfte Unternehmen.

Foto: Dr. Robert Momberg, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer des Bauindustrieverbandes Ost (c) BIVO