MONITOR: Ukrainischer Botschafter fordert schÀrfere Sanktionen gegen deutsche Unternehmen, die in Russland aktiv sind

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Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, fordert schĂ€rfere Sanktionen gegen deutsche Unternehmen, die in Russland und in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine aktiv sind. Im Interview mit dem ARD-Magazin Monitor (heute, 21:45 Uhr in das Erste) sagte Makeiev: „Wenn wir sehen, was Russland jetzt sehr viel mit Baustoffen und Baumaschinen da treibt, muss man das sanktionieren und verbieten“.

Hintergrund sind Recherchen des ARD-Magazins MONITOR, das exklusiv ĂŒber die Beteiligung deutscher Unternehmen beim Wiederaufbau der von Russland besetzten Stadt Mariupol berichtet hat. Insbesondere der Baustoffhersteller Knauf war daraufhin in die Kritik geraten. Das Unternehmen hat am Montag (22.04.2024) angekĂŒndigt, sich von seinem russischen Tochterunternehmen zu trennen. In einer Stellungnahme hatte das Unternehmen zuvor mitgeteilt, dass man seit Februar 2022 keine Waren mehr nach Russland exportiert habe.

Ungeachtet dessen, mĂŒsse die Bundesregierung reagieren, fordert der ukrainische Botschafter. Dabei kĂ€me es nicht darauf an, ob Baustoffe aus Deutschland exportiert werden, auch TĂ€tigkeiten russischer Firmen mĂŒssten sanktioniert werden. Putins Besatzung sei Teil der „genozidalen KriegsfĂŒhrung von Russland“ und Unternehmen, die sich daran beteiligten stĂŒnden „an der Seite der Besatzungsmacht“, so Oleksii Makeiev.

Das AuswĂ€rtige Amt hatte auf MONITOR-Anfrage mit Blick auf solche GeschĂ€ftsaktivitĂ€ten angekĂŒndigt, eine mögliche Sanktionierung „auf Basis der in den EU-Sanktionen gegen Russland niedergelegten Kriterien“ zu prĂŒfen. Deutlicher wird der GrĂŒnen-Politiker Anton Hofreiter. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses fĂŒr EU-Angelegenheiten sagte gegenĂŒber dem ARD-Magazin, es brĂ€uchte jetzt „ein weiteres Sanktionspaket, in dem pauschal festgelegt wird, dass jegliche Form von wirtschaftlicher TĂ€tigkeit in den besetzten Gebieten sanktioniert wird. Das ist die Erwartung an die EuropĂ€ische Union. Es ist auch die Erwartung an die Bundesregierung“, so der GrĂŒnen-Bundestagsabgeordnete.

Auch Sanktionsrechtsexperten sehen Handlungsbedarf. Bereits in der Vergangenheit seien russische Unternehmen etwa „wegen Bauprojekten auf der Krim oder in den besetzten Gebieten sanktioniert worden“. Das könnte die EU auch mit Blick auf die russischen Tochtergesellschaften eines deutschen Konzerns sowie anderen russische Unternehmen machen, „weil sie sich an völkerrechtswidrigen AktivitĂ€ten in der Ostukraine beteiligen.“

Recherchen von MONITOR hatten Anfang April aufgedeckt, dass Produkte deutscher Unternehmen bei den russischen Bauarbeiten im besetzten Mariupol zum Einsatz kommen. DafĂŒr hatten Reporter umfassendes Video- und Fotomaterial sowie Dokumente der Baustellen ausgewertet. Der deutsche Baustoffhersteller Knauf hatte alle VorwĂŒrfe zurĂŒckgewiesen. Man verhalte sich „jederzeit gesetzes- und sanktionskonform“. Das Unternehmen habe „keinen Einfluss darauf, wie und wo die Endkunden unsere Produkte verwenden.“ MONITOR-Recherchen hatten dagegen gezeigt, dass ein offizieller Vertriebspartner von Knauf beim Bau eines Wohnkomplexes in Mariupol beteiligt war, der im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums errichtet wurde.

Foto: Oleksii Makeiev (c) Anastasia Makeieva