Magdeburger Dom: Barry Jordan mit seinem finalen Abschlusskonzert

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Ein Abschied nach ĂŒber 29 Jahren als Kirchenmusikdirektor am Magdeburger Dom mit deutscher ErstauffĂŒhrung

Magdeburg. Am Sonnabend, dem 18. November wird um 18:00 Uhr die Abschiedskonzertreihe von Barry Jordan mit seinem finalen Abschlusskonzert enden und seine lange Karriere als Domorganist im Magdeburger Dom nach 29 Jahren beschließen. Unter dem Titel „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ kommen Werke von Franz Liszt, Louis Vierne, Gabriel FaurĂ©, Cor Kee und Barry Jordan selbst zu Gehör. Das Konzert wird eröffnet mit einem nachdenklichen und emotionalen Werk von Franz Liszt, wobei sich dieses auf eine Bach-Kantate bezieht. WĂ€hrend des Verlaufes wandelt sich der anfĂ€ngliche Schmerz in Dankbarkeit und Zuversicht und zeigt die FĂŒlle der Klangvariationen an der Orgel.

Louis Viernes Claire de Lûne spricht ruhige und besinnlichere Töne an die in einem vielschichtigen etwas nebulösen Tongeflecht das Mondlicht und die besondere Stille und Stimmung der Nacht widerspiegeln.

An diesem Abend darf auch Gabriel FaurĂ© nicht fehlen und Barry Jordan spielt die Suite „Pelleas et Melisande“. Die Suite stammt aus FaurĂ©s BĂŒhnenmusik und inspiriert von Maurice Maeterlincks gleichnamigen Drama. Eigentlich fĂŒr ein Orchester komponiert wird das Werk als Orgelfassung zu hören sein in all seinen Feinheiten. Das Werk von Cor Kee Merck toch hoe sterck hat einen beschwingten, fast tĂ€nzerischen Charakter, zeigt aber in den weiteren VerlĂ€ufen auch wie sich KlĂ€nge in neue Dimensionen verwandeln können. Von der leichten und zarten Anfangsmelodie wandelt es sich dann in die gesamte KlangfĂŒlle der Orgel, bevor es wieder zu ruhigeren Tönen zurĂŒckkehrt.

NatĂŒrlich darf an seinem letzten Orgelabend auch ein eigenes StĂŒck von Barry Jordan Ox and Eagle, Angel, Lion mit einer deutschen ErstauffĂŒhrung im Dom nicht fehlen und dieses beschließt das besondere Konzert.

Barry Jordans Weg im Magdeburger Dom

In seinen 29 Jahren im leidenschaftlichen musikalischen Dienst am Magdeburger Dom hat Barry Jordan einen sehr intensiven Weg beschritten, besonders fĂŒr die Orgellandschaft hat er sich sofort stark gemacht und so konnten zwei neue Orgeln fĂŒr den Magdeburger Dom unter seiner FederfĂŒhrung entstehen, wofĂŒr er einen Verein mit vielen engagierten Menschen ins Leben rief den Domorgelverein Magdeburg. Einerseits konnte die große Schuke Orgel 2008 mit 92 Registern auf 4 Manualen gebaut werden und den Klangraum des Domes mit ihrem beeindruckenden Klang wieder adĂ€quat ausfĂŒllen, nachdem die VorgĂ€ngerorgel durch einen Kriegsschaden zerstört wurde. Andererseits folgt der Bau und Einbau der filigranen Glatter-Götz-Rosales Orgel im Remter des Domes 2011. Sie eröffnete im Remter neue Dimensionen fĂŒr Programme und erlaubt ein polyphones Spiel auch im Fortissimo mit großer Transparenz und komplettiert in idealer Weise die besondere Orgellandschaft des Magdeburger Domes.

Auch die Paradiesorgel wurde von Barry Jordan immer sehr gepflegt und stets eingebunden bei Konzerten, die Sanierung des „Innenlebens“ der einzelnen Pfeifen hat schon lange begonnen, das GehĂ€use soll noch folgen, nach dem Abschluss der Sanierung des Hohen Chores.

Der musikalische Weg Barry Jordans begann schon sehr frĂŒh in seiner Heimatstadt Port Elizabeth in SĂŒdafrika und fĂŒhrte ihn zunĂ€chst in den Kinderchor. Schnell stellte sich auch der Wunsch ein das Klavierspielen lernen zu wollen und dann war auch schon die Orgel in seinen Interessenbereich gerĂŒckt und er war fasziniert von dem Instrument, dass ein ganzes Orchester abbilden kann.  Er wurde fĂŒndig, wo sich der OrgelschlĂŒsse versteckte und fand sich schnell auf der Orgelbank wieder. Bald folgten erste EinsĂ€tze in Gottesdiensten und das Ausprobieren weiterer Instrumente, darunter auch die Klarinette, die er dann auch in seiner MilitĂ€rzeit im Orchester der sĂŒdafrikanischer Polizei spielte.

Die Musik ließ ihn nie wieder los und er wollte irgendwann selber Musik gestalten und noch weiter durchdringen und belegte bei Morton Feldman, der KoryphĂ€e der Musik, einen Kurs und war dadurch ermutigt worden als Komponist ebenso tĂ€tig zu werden. Gedacht und umgesetzt, er nahm seine KompositionstĂ€tigkeit auf und kreierte verschiedenen Orgelbearbeitungen und Orgelwerke, aber auch ein ganz besonderes chorsinfonisches Werk „Die Eiche im Dom“, dass er anlĂ€sslich des 800. JubilĂ€ums der Grundsteinlegung des gotischen Domes komponierte und des 80. Jahrestages der Aufstellung des Magdeburger Mahnmals von Ernst Barlach. Er durchschritt fĂŒr die Komposition die verschiedenen Stationen von der Aufstellung bis zur Gegenwart und ließ sich fĂŒr die Musik von vielen EinflĂŒssen aus seiner sĂŒdafrikanischen Heimat inspirieren, es flossen Themen um Verfolgung, Todesangst und Kriegen ein, aber auch der unbĂ€ndige Überlebenswillen und der Wunsch alles zum  Besseren verĂ€ndern zu wollen. AufgefĂŒhrt wurde es mit der Magdeburgischen Philharmonie, dem Domchor und Solistinnen und Solisten – ein besonders bewegender Höhepunkt in seiner Zeit den er als GĂ€nsehautmoment nicht vergessen wird.  

In Kapstadt hatte er dir Grundlagen legen können fĂŒr seine aufstrebende KompositionstĂ€tigkeit, nachdem er in Kapstadt ein Stipendium gewann und sein Weg ihn nach Wien fĂŒhrt, spĂ€ter nach LĂŒbeck, in die Stadt seines Orgellehrers Martin Haselböck, dem er gefolgt war. 

Hier schloss er 1989 sein Konzertexamen und 1994 sein Kirchenmusikstudium ab. Im Jahre 1994 fĂŒhrte ihn sein Lebens- und Musikweg dann nach Magdeburg, wo er an den Dom berufen wurde und ihm bis heute verbunden blieb. 2004 erfolgte die Ernennung zum Kirchenmusikdirektor.

Die Musik ist- und bestimmt sein Leben, stets hat er neue Formate im Dom entwickelt, ob es ein Orgelmarathon war, das beliebte Format der Orgelnacht, A Capella Domchorkonzerte, die zahlreichen großen chorsinfonischen Werke die er auffĂŒhrte mit dem Domchor ob das Brahms Requiem oder der Elias – stets mit PrĂ€zision und Ernsthaftigkeit, aber auch mit großer Freude und immer einer Prise Humor die dazu gehört, wenn große PlĂ€ne wachsen und gedeihen sollen!

Sein Abschlussorgelkonzert ist ein vorlĂ€ufiger Schlusspunkt zunĂ€chst an den Domorgeln, seine Liebe zur Musik und der Orgelmusik im Speziellen wird er aber natĂŒrlich weiter im Herzen tragen und bei KonzerttĂ€gikeiten, die ihn bisher an viele Konzertorte weltweit fĂŒhrten, weiter zeigen, denn wie sagte schon Nitzsche „Ohne Musik wĂ€re das Leben ein Irrtum.“

Der Eintritt ist frei zum Abschussorgelkonzert! Statt Abschlussgeschenken wĂŒrde Barry Jordan sich ĂŒber Geschenke prekurĂ€rer Art fĂŒr seinen zukĂŒnftigen Lebensabschnitt freuen.

Foto: Barry Jordan (c) Viktoria KĂŒhne

Text: Isabel Tönniges / Dommusik Magdeburg