DIW-Konjunkturbarometer Mai: Hoffnung auf schnelle Erholung schwindet

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Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts fĂŒr Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im Mai eingebrochen. Nachdem der Barometerwert fĂŒr das zweite Quartal 2023 im April ĂŒber der 100-Punkte-Marke lag, rutschte der Wert im Mai auf 91 Punkte ab. Die Aussichten auf eine schnelle Erholung der deutschen Wirtschaft nach der technischen Rezession im Winterhalbjahr haben sich somit eingetrĂŒbt. „Der RĂŒckgang der Wirtschaftsleistung im Winter ist stĂ€rker ausgefallen als erwartet wurde. Und auch die Erholung wird wohl zaghafter sein als zuvor angenommen,“ sagt Timm Bönke, Co-Leiter des Konjunkturteams im DIW Berlin. „Die hartnĂ€ckig hohe Inflation und die Zinsanhebungen dĂ€mpfen Kaufkraft und Kreditvergabe,“ ergĂ€nzt Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams. „Und auch aus dem Ausland kamen zuletzt nicht die erhofften Impulse.“

Die deutsche Industrie kann zwar auf ein starkes erstes Quartal zurĂŒckblicken; vor allem die Produktion stieg dank der Entspannung der Lieferketten und des hohen Auftragsbestands zum Jahresbeginn krĂ€ftig. Die Erwartungen bleiben jedoch zurĂŒckhaltend, denn die AuftragseingĂ€nge waren zuletzt wieder rĂŒcklĂ€ufig. „Die starken Zinserhöhungen und die hinkende Weltkonjunktur bremsen die AktivitĂ€ten der deutschen Industrie,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Viele Unternehmen sind verunsichert und beschrĂ€nken sich momentan eher darauf, ihre GeschĂ€ftstĂ€tigkeit in bisherigem Umfang aufrechtzuerhalten, statt sie auszuweiten. Im aktuellen Umfeld ist kaum mit einer raschen VerĂ€nderung der Lage zu rechnen.“

Auch bei den Dienstleistungen ist die Lage angespannt. Die beharrlich starken Preisanstiege mindern die Kaufkraft der Haushalte weiterhin massiv und hemmen den Konsum; die UmsĂ€tze im Einzelhandel gingen zuletzt zurĂŒck und auch die GeschĂ€ftserwartungen der Dienstleister*innen haben sich eingetrĂŒbt. Zwar wirkt der Arbeitsmarkt durch die bis zuletzt deutlich gestiegene BeschĂ€ftigung stĂŒtzend, die Lohnanhebungen konnten bis jetzt jedoch kaum mit der Inflation mithalten. „Die deutsche Wirtschaft findet vorerst nicht aus der Talsohle heraus“, so DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. „Sie hat zwar bislang die Energiepreiskrise erstaunlich gut ĂŒberstanden, aber eine krĂ€ftige Erholung ist leider nicht in Sicht.“

Das nÀchste DIW-Konjunkturbarometer erscheint am Mittwoch, den 28. Juni 2023.

Text/Foto: DIW Berlin