Magdeburg. Neue Studie der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg zeigt, dass Leberoperationen mit RoboterunterstĂŒtzung das Immunsystem weniger belasten als herkömmliche Eingriffe.
Leberoperationen sind technisch anspruchsvoll und körperlich belastend. Eine neue Studie der UniversitĂ€tsklinik fĂŒr Allgemein-, Viszeral-, GefĂ€Ă- und Transplantationschirurgie der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg zeigt erstmals: Leberoperationen mit RoboterunterstĂŒtzung belasten das Immunsystem deutlich weniger als klassische offene Eingriffe. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Surgical Endoscopy veröffentlicht und sind klinisch bedeutsam, da sie zeigen, dass robotische Verfahren nicht nur prĂ€ziser, sondern auch schonender fĂŒr den Körper sind.
Bei der robotisch unterstĂŒtzten Chirurgie steuern Ărztinnen und Ărzte feine Instrumente ĂŒber ein computergestĂŒtztes System, das millimetergenau arbeitet. So lassen sich selbst komplexe Eingriffe im Bauchraum ĂŒber kleinste Schnitte durchfĂŒhren. Die UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg verfĂŒgt ĂŒber zwei solcher hochmodernen Da Vinci-Operationssysteme, darunter das fortschrittlichste Da Vinci 5-System als einer von drei Standorten in ganz Deutschland. Mit diesen Robotern werden minimalinvasive Eingriffe in verschiedenen chirurgischen Disziplinen regelmĂ€Ăig durchgefĂŒhrt.
âWir konnten erstmals zeigen, dass die Funktion des Abwehrsystems bei robotisch assistierten Leberoperation besser erhalten bleibt als nach einer offenen Operation und zwar lokal am Ort der GewebeschĂ€digung wie auch systemisch in der Blutzirkulation“, erklĂ€rt Prof. Dr. Roland Croner, Direktor der Klinik und Initiator der Studie. âDas ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass diese Technologie nicht nur prĂ€ziser, sondern auch schonender fĂŒr den Körper sein kann.“
FĂŒr die Studie wurden Patientinnen und Patienten untersucht, die wegen eines Lebertumors oder von Darmkrebs abgesiedelten Lebermetastasen operiert wurden. Das Forschungsteam analysierte Blutproben vor und nach der Operation, sowie Gewebeproben am Randbereich des Resektats am Ende der Operation. Dabei zeigte sich: In der Gruppe der robotisch Operierten konnten die Immunzellen, die fĂŒr Heilungsprozesse wichtig sind, effektiver aktiviert werden als in der Gruppe der Offen-Operierten. Das ist besonders relevant fĂŒr die Kombination mit modernen Therapien z.B. einer Immuntherapie: Wenn das Immunsystem nach der Operation weniger geschwĂ€cht ist, können solche AnsĂ€tze gezielter wirken und die Krebsabwehr effektiver unterstĂŒtzen. âDie Ergebnisse deuten darauf hin, dass robotisch vermittelte Eingriffe möglicherweise besser mit modernen Therapien kombiniert werden können“, so Prof. Croner. âDas mĂŒssen wir aber in gröĂeren und langfristig angelegten Studien noch bestĂ€tigen.“
Prof. Croner gehört in Deutschland zu den Pionieren der robotisch assistierten Viszeralchirurgie. Er fĂŒhrte bundesweit die erste Leberresektion mit einem Da Vinci-System durch und hat die Methode seitdem stetig weiterentwickelt und wissenschaftlich evaluiert. Prof. Croner ist einer der ausgewĂ€hlten deutschen Chirurgen, die internationale Konsensusrichtlinien zum Einsatz der robotischen Chirurgie in der Viszeralmedizin etabliert haben. Er erklĂ€rt: âLeberoperationen gehören zu den technisch anspruchsvollsten Eingriffen der Viszeralchirurgie. JĂ€hrlich erkranken in Deutschland mehrere tausend Menschen an bösartigen Lebertumoren oder an Darmkrebs mit Lebermetastasen. FĂŒr viele Patientinnen und Patienten ist die Operation die einzige Chance auf Heilung. Gleichzeitig ist sie körperlich sehr belastend.“
Roboterassistierte Verfahren gewinnen daher weltweit zunehmend an Bedeutung: Sie können das Risiko fĂŒr Blutverlust und Infektionen verringern und die Erholungszeit verkĂŒrzen. Die Studie aus Magdeburg liefert nun erstmals biologische Daten, die diesen klinischen Beobachtungen eine immunologische Grundlage geben.
FĂŒr die Forschenden ist klar: Die Ergebnisse sind ein erster, aber wichtiger Schritt. In weiteren Untersuchungen wollen sie ĂŒber lĂ€ngere ZeitrĂ€ume verfolgen, wie sich das bessere Immunprofil nach der Operation auf HeilungsverlĂ€ufe und RĂŒckfallraten auswirkt. Zudem soll geprĂŒft werden, ob sich Ă€hnliche Effekte auch bei anderen Tumoroperationen zeigen.
Gefördert wurde die Forschung durch das Promotionsstipendium der Medizinischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Magdeburg. FĂŒr ihr Projekt wurde Erstautorin Julia Nagelschmitz Anfang des Jahres auf dem Deutschen Chirurgenkongress in MĂŒnchen mit einem der begehrten Nachwuchspreise ausgezeichnet. Das Vorhaben unterstreicht eindrucksvoll die enge Verzahnung von Forschung und klinischer Versorgung in der Klinik fĂŒr Allgemeinchirurgie des UniversitĂ€tsklinikums Magdeburg.
Foto: Klinikdirektor Prof. Roland Croner operiert mit dem neuesten Da Vinci-5-Operationssystem an der UniversitÀtsmedizin Magdeburg. (c) Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD
