DKG: Nur das Parlament kann Lauterbachs Blockade noch brechen

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Zum erneut ergebnislosen Treffen der Landesgesundheitsministerinnen und -minister mit Bundesgesundheitsminister Lauterbach erklĂ€rt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Dr. Gerald Gaß (Foto):

„Wie erwartet ist auch das jĂŒngste Treffen von Bundesgesundheitsminister Lauterbach mit seinen Ressortkolleginnen und -kollegen aus den LĂ€ndern ohne Ergebnis zu Ende gegangen. FĂŒr die Patientinnen und Patienten ist das eine schlechte Nachricht, denn die Krankenhausreform ist mehr als ĂŒberfĂ€llig und wird auch in den Kliniken dringend erwartet. Doch auch diesmal hat der Bundesgesundheitsminister eine weitere Gelegenheit verstreichen lassen, einen guten Kompromiss mit den LĂ€ndern zu finden.

Die Kritikpunkte der LĂ€nder entsprechen im Großen und Ganzen auch denen der Praktiker aus den Kliniken: Das reformierte VergĂŒtungssystem muss so gestaltet sein, dass wir von einer echten fallzahlunabhĂ€ngigen VorhaltevergĂŒtung reden können. Lauterbachs mit großem medialen Getöse angekĂŒndigte Vorhaltefinanzierung befreit die Kliniken keineswegs aus dem Hamsterrad von immer mehr FĂ€llen. Sie sichert auch nicht die Existenz der bedarfsnotwendigen kleinen Krankenhausstandorte, und sie fördert nicht die Konzentration hochkomplexer Behandlungen an Zentren. Damit werden alle politischen Ziele der Finanzierungsreform verfehlt. Auch zu den Leistungsgruppen bekennen sich KrankenhĂ€user und LĂ€nder, allerdings in der Form des NRW-Modells.

Viel zu tun gibt es auch in Sachen BĂŒrokratie. Seit Jahren Ă€chzen die BeschĂ€ftigten unter stundenlangen Dokumentationsarbeiten, die in den meisten FĂ€llen keinen medizinischen oder pflegerischen Sinn haben. Lauterbachs ReformvorschlĂ€ge werden die PflegekrĂ€fte, Ärztinnen und Ärzte aber sogar noch weiter belasten und so den FachkrĂ€ftemangel weiter verschĂ€rfen. JĂŒngstes Beispiel sind die zusĂ€tzlichen Dokumentationsanforderungen fĂŒr den komplett untauglichen Klinik-Atlas von Karl Lauterbach. 

Und nicht zuletzt benötigen die KrankenhĂ€user jetzt endlich den Inflationsausgleich. Krankenhausinsolvenzen und LeistungseinschrĂ€nkungen in den Kliniken wegen der wirtschaftlichen Notlage gefĂ€hrden zunehmend die Versorgung. Die KrankenhaustrĂ€ger mĂŒssen sich massiv verschulden, und die ohnehin klammen Kommunen mĂŒssen hohe Summen aufwenden, um ihre Kliniken zu subventionieren – Steuergeld, das an anderer Stelle fehlt. Auch hier schaut der Minister trotz aller Appelle weiter tatenlos zu.

Minister Lauterbach muss endlich seine Geisterfahrt bei der Krankenhausreform aufgeben. Seine Hinterzimmerpolitik der verschlossenen TĂŒren und handverlesenen widerspruchsfreien Diskussionszirkel ist krachend gescheitert. Seine Krankenhausreform verzögert sich immer weiter, obwohl sie so dringend gebraucht wird. 

Klinik-Atlas wegen PatientengefÀhrdung sofort abschalten

JĂŒngstes Ergebnis seiner Ausgrenzungs- und Eskalationspolitik ist der Klinik-Atlas, der nach monatelangen großen AnkĂŒndigungen nichts anderes als eine gefĂ€hrliche Ansammlung gravierender Fehler und Falschdarstellungen ist. UngezĂ€hlte anerkannte Fach-Expertinnen und -Experten fordern mittlerweile, dass dieser Klinik-Atlas abgeschaltet wird. Die dort enthaltenen Fehler fĂŒhren zu einer massiven PatientengefĂ€hrdung. Statt mehr Transparenz finden die Patientinnen und Patienten im Lauterbach-Atlas fehlerhafte Fallzahlen, nicht mehr existierende Abteilungen und falsch zugeordnet Notfallstandorte.

Karl Lauterbach, der zum Start seines Klinik-Atlas verkĂŒndete, dass damit Menschenleben gerettet wĂŒrden, trĂ€gt persönlich die Verantwortung fĂŒr dieses Desaster und die damit verbreiteten Falschinformationen. Damit wird erneut deutlich, dass der von ihm wiederholt vorgetragene wissenschaftliche Anspruch seiner Politik in der RealitĂ€t ganz offensichtlich keine Rolle spielt. Die vom Minister vorgestellte Krankenhausreform enthĂ€lt ebenso viele Fehler und Ungereimtheiten wie sein Klinikatlas. 

Allerdings haben wir wenig Hoffnung, dass der Minister auf einen konstruktiven Weg zurĂŒckkehrt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die LĂ€nder haben dem Minister mit ihren fachlichen Stellungnahmen immer wieder Alternativen und Kompromisse angeboten. Immer wieder hat er diese ausgeschlagen.

Die KrankenhĂ€user appellieren nun an die Bundestagsabgeordneten, den Minister zum Kompromiss zu drĂ€ngen. Nach allen gescheiterten Kompromissversuchen ist nun das Parlament der letzte Ort, der noch in der Lage ist, eine praxistaugliche Reform durchzusetzen, die die Sicherung der Versorgung und die langfristige Finanzierbarkeit des Systems im Fokus hat.“

Text/Foto: DKG am 30. Mai 2024