Weltspiegel – Auslandskorrespondenten berichten (Das Erste 18:30 – 19:15 Uhr)

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Moderation: Isabel Schayani

Geplante Themen:

Russland: Leben mit Sanktionen

Neun Flugstunden von Moskau entfernt, neun Stunden Zeitunterschied zur Hauptstadt – und auch mental sehr weit entfernt von dem, was im Zentrum so passiert. Wladiwostok, Russlands wunderschöne Hafenstadt am Pazifik, lebt ihr eigenes Leben. Auch von hier aus ziehen MĂ€nner in den Krieg gegen die Ukraine, doch in der Stadt wirkt die Stimmung weit nachdenklicher als in anderen Landesteilen. Im kleinen unabhĂ€ngigen Buchladen ist Fachliteratur ĂŒber die deutsche Vorkriegszeit und den Aufstieg Hitlers ganz oben auf der Bestsellerliste. Gleichzeitig profitieren manche hier von den Sanktionen: Zwar fehlen westliche Marken in den LĂ€den, dafĂŒr boomt der Gebrauchtwagenhandel: Japanische oder deutsche Autos kommen hier ĂŒber das nahe Japan oder SĂŒdkorea ins Land, werden von hier bis in den europĂ€ischen Teil Russlands geschickt. (Autorin: Ina Ruck / ARD Moskau)

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China: Immobilienkrise spitzt sich zu

Verzweifelt versuchen private und staatliche BautrĂ€ger im SĂŒden Chinas Wohnungen loszuwerden und das mit skurrilen Angeboten bei Kauf eines Objekts: Zehn Jahre lang freie U-Bahnfahrt, neuer Job, Schulplatz fĂŒr das Kind am gewĂŒnschten Ort. Es gibt einen großen Nachfrageeinbruch auf dem Wohnungsmarkt. Ausgerechnet in dem Land, in dem in den vergangenen Jahren so viel gebaut wurde wie in keinem anderen weltweit. Leerstehende Neubauten gehören zum Landschaftsbild, oft sind es ganze GeisterstĂ€dte – auch, weil sie von ĂŒberschuldeten BautrĂ€gern nicht fertig gebaut wurden. KĂ€ufer, die vor Jahren ihre neue Wohnung vorfinanziert haben, wollen ihr Geld zurĂŒck. Manche ziehen in die unfertigen GebĂ€ude ein, wie etwa in Kunming. Sie leben dort ohne Strom und Wasser. Immer wieder gibt es kleinere Proteste vor Baufirmen. Ein großer Teil der chinesischen Wirtschaftsleistung hĂ€ngt vom Bauboom ab, doch der ist am Ende angelangt. Die Probleme auf dem Immobilienmarkt verschĂ€rfen sich. (Autorin: Marie von Mallinckrodt / ARD Peking)

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Frankreich: Proteste und kein Ende

Seit fast drei Monaten kommt Frankreich nicht zur Ruhe. Fast jede Woche demonstrieren Hunderttausende gegen die extrem unpopulĂ€re Rentenreform von PrĂ€sident Macron. Streiks legen Teile des Landes lahm. Ein Ende ist nicht in Sicht, die Fronten sind verhĂ€rtet. Auch wenn große Teile der Demonstrationen friedlich verlaufen, kam es zuletzt zu heftigen Ausschreitungen, nicht nur in Paris, sondern auch in StĂ€dten wie zum Beispiel Nantes. Dort ist der 39-jĂ€hrige Krankenpfleger Yoann RouviĂšre seit Januar bei jeder Demo dabei. Er engagiert sich fĂŒr die Gewerkschaft und kann sich bei seinem körperlich schweren Job nicht vorstellen, zwei Jahre lĂ€nger zu arbeiten. Wie den meisten Demonstranten geht es ihm um viel mehr als die Rentenreform – besonders scharf ist die Kritik an PrĂ€sident Macron: „Er hört uns nicht zu – und er will uns auch nicht zuhören.“ Zuletzt waren besonders junge Französinnen und Franzosen bei den Demos prĂ€sent. Wie die 30-jĂ€hrige Theater-Mitarbeiterin Camille Raballand treibt sie vor allem die Wut auf die Straße, dass PrĂ€sident Macron die Reform am Parlament vorbei durchgedrĂŒckt hat: „Wir sind auf der Straße, um unseren Unmut auszudrĂŒcken. Das ist Demokratie.“ (Autorin: Friederike Hofmann / ARD Paris)

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Finnland: Bröckelt der Sozialstaat?

Mit 34 Jahren wurde Sanna Marin 2019 zur damals jĂŒngsten Regierungschefin der Welt gewĂ€hlt. Gemeinsam mit PrĂ€sident Niinistö hat die Sozialdemokratin das Land in die NATO gefĂŒhrt und auf die internationale BĂŒhne. Doch innenpolitisch kriselt es in Finnland, wo laut Umfragen, die „glĂŒcklichsten Menschen der Welt“ leben. Nach der Corona-Pandemie und der Energiekrise ist die Staatsverschuldung so hoch wie noch nie. Das einst durch die PISA-Umfrage so gelobte finnische Schulsystem schwĂ€chelt und eine Migrationsdebatte sorgt bei den rechtspopulistischen „Basis-Finnen“ kurz vor der Wahl fĂŒr krĂ€ftigen Aufwind. Ein Regierungswechsel bei der Wahl am 2. April ist möglich. (Autor: Christian Blenker / ARD Stockholm)

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Italien/Spanien: WinterdĂŒrre – was tun?

Wenig NiederschlĂ€ge, teils hohe Temperaturen – und das im Winter. In Italien und Spanien ist das Thema DĂŒrre bereits in der kalten Jahreszeit topaktuell. Beispiel Gardasee: Man mĂŒsse sich jetzt schon vorbereiten, sagen die Behörden vor Ort. Denn das Wasservolumen sei so niedrig wie noch nie, erste Sparmaßnahmen wurden hier beschlossen. Manche Weinbauern in Italien schlagen Alarm, sie greifen auf wiedergewonnenes Wasser zurĂŒck, um ihre Rebstöcke zu bewĂ€ssern und sparen somit etwa die HĂ€lfte Wasser im Vergleich zu frĂŒher. Auch in Spanien setzt man auf solche Maßnahmen. So gibt es in Katalonien 40 WasserrĂŒckgewinnungsanlagen. Damit liegt Spanien in Europa weit vorne. Eile ist geboten, denn z. B. Barcelonas wichtigster Wasserspeicher, der PantĂ  de Sau, ist nur noch zu 10 Prozent gefĂŒllt. Rund um den riesigen Stausee sieht es aus wie in einer WĂŒste. Der See ist so leer, dass nun die Gefahr besteht, dass das wenige Wasser zwischen toten Fischen und Schlamm verdirbt. (Autoren: Anja Miller / ARD Rom und Michael Stocks / ARD Madrid)

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USA: New York – Polizisten gesucht

NYPD – die vier Buchstaben stehen fĂŒr die berĂŒhmte New Yorker Polizei. Doch ein Traumjob ist es fĂŒr viele heutzutage nicht mehr. Alle 30 Minuten ein RaubĂŒberfall, kein Tag ohne Mord. Die Arbeitsbelastung der Polizisten in der Weltstadt ist enorm. Im vergangenen Jahr kehrten 3.700 Beamte der NYPD den RĂŒcken. Einige von ihnen zieht es in den SĂŒden, nicht nur der Sonne wegen, nach Florida. FĂŒr Sean ist hier vieles ertrĂ€glicher als in New York, dort fĂŒhlte er sich alleingelassen von seinen Chefs. In Florida wagen er und seine Familie jetzt einen Neuanfang. Sean fĂŒhlt sich hier mehr geschĂ€tzt als in Big Apple und seine Karrierechancen sind auch ungleich besser. (Autorin: Marion Schmickler / ARD New York)

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„Weltspiegel“ wird 60
Das Auslands-Magazin im Ersten feiert ein rundes JubilĂ€um: 60 Jahre – seitdem berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten aus aller Welt. Die Welt im Wandel, der „Weltspiegel“ berichtete zunĂ€chst nur im Fernsehen, heutzutage ist das Auslandsmagazin auch digital stark prĂ€sent. (Autor: Philipp Wundersee)

Weltspiegel-Podcast in dieser Woche: Russland im Wandel – 60 Jahre Weltspiegel
Moderation: Janina Werner

Titelfoto (c) ARD Das Erste

Text: WDR-Kommunikation