Stuttgart. Die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG trauert um Harald Wagner. Der langjĂ€hrige Vertriebschef von Porsche Deutschland und Sonderbeauftragter des Vorstandes ist am 20. MĂ€rz 2023 im Alter von 99 Jahren verstorben. Wagner war der Mann, der dem Targa einst seinen Namen gab, das Vertriebs- und HĂ€ndlernetz deutschlandweit maĂgeblich mit aufgebaut hat, die Werksabholung in Zuffenhausen einfĂŒhrte und mit viel Herzblut die VIP-Kunden des Unternehmens betreute. âDie Nachricht ĂŒber seinen Tod trifft uns alle. In Gedanken sind wir bei seiner Familie“, sagt Detlev von Platen, Mitglied des Vorstandes, Vertrieb und Marketing. âWir danken Harald Wagner fĂŒr sein auĂerordentliches Engagement fĂŒr die Marke. Seine besondere Pflege der Kundenbeziehungen bleibt fĂŒr immer unvergessen.“
Harald Wagner kommt am 28. August 1923 in Stuttgart auf die Welt. Er bekommt noch vier jĂŒngere Geschwister. Seine Mutter ist eine Schwester von Dorothea Porsche, geborene Reitz. Als 13-JĂ€hriger fĂ€hrt er zum ersten Mal im Prototyp des VW KĂ€fers ĂŒber den GroĂglockner mit, am Steuer: GroĂonkel Prof. Ferdinand Porsche. Im Sommer 1945 flĂŒchtet Wagner aus der russischen Kriegsgefangenschaft ins baden-wĂŒrttembergische Ăhringen. Dort beginnt er eine kaufmĂ€nnische Lehre in einem Autohaus. Elf Jahre spĂ€ter, im Januar 1954, fĂ€ngt er bei Porsche als Assistent des Verkaufsleiters Inland an. Schon zwei Monate spĂ€ter hat der ausgebildete Kaufmann die Position Porsche Vertriebschef Deutschland inne. Nach 34 Jahren verabschiedet sich Wagner 1988 in den Ruhestand. Er bleibt der Marke als Sonderbeauftragter des Vorstandes verbunden und betreut noch viele Jahre die VIP-Kunden des Hauses.
âImmer ein besonderer Moment“, sagte Wagner einst ĂŒber Werksabholungen, bei denen Kunden selbst ihren neuen Porsche in Zuffenhausen in Empfang nehmen durften. Meist war er als Verkaufsleiter dabei, wenn es diesen Moment zu erleben gab, schlieĂlich war er auch der Mann, der die Selbstabholung im Werk einst einfĂŒhrte. So erlebte er auch, wie Gloria von Thurn und Thaxis und Stardirigent Herbert von Karajan ihre Elfer abholten. Die Inszenierung der Marke lag Wagner: Er wĂŒnschte sich stets, dass die Kunden die Wertarbeit an ihrem Fahrzeug an dessen GeburtsstĂ€tte erleben dĂŒrfen.
Porsche verdankt Wagner nicht nur die Werksabholung, sondern auch die Derivatbezeichnung Targa. Das erste Modell wird im September 1965 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt. Kein Cabriolet, kein CoupĂ© â der Targa kommt als erstes Sicherheitscabriolet der Welt mit feststehendem ĂberrollbĂŒgel auf den Markt. Ein völlig neues Konzept mit dem sich ein bis dato unbekanntes FahrgefĂŒhl erleben lĂ€sst. Mit dem Targa reagiert Porsche auf gestiegene SicherheitsansprĂŒche bei offenen Fahrzeugen â allen voran auf dem US-amerikanischen Markt. Bei der Namensfindung fĂŒr das neue Derivat orientieren sich die Beteiligten an den Rennstrecken, auf denen die Marke besonders erfolgreich war. So landen sie schnell bei der sizilianischen âTarga Florio“, die fĂŒr die Erfolgsgeschichte des Unternehmens von Bedeutung ist. Als kurzfristig die Bezeichnung â911 Flori“ diskutiert wird, entgegnet Wagner: âWarum sagen wir nicht nur Targa?“ Der Name wird schnell zum Gattungsbegriff. Dass der italienische Begriff ĂŒbersetzt âSchild“ bedeutet und damit unbewusst Schutz suggeriert, ist zu diesem Zeitpunkt nicht entscheidend, aber ein schöner Nebeneffekt.
Foto: 7. September 1950: Prof. Ferdinand Porsche und Harald Wagner am GroĂglockner. (c) Porsche AG