Porsche Penske Motorsport mit bestplatziertem LMDh-Prototypen in Spa

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  • Porsche 963 mit Startnummer 5 fehlten kaum drei Sekunden auf Rang drei
  • Schwesterauto lag dank perfekter Reifenstrategie lange Zeit auf Platz zwei
  • Hertz Team Jota als erstes Kundenteam mit einem Porsche 963 am Start
  • Proton Competition wird in der GTE-Am-Klasse mit dem 911 RSR Vierter

Porsche Penske Motorsport ist beim 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps mit dem Porsche 963 auf den vierten Rang gefahren. Michael Christensen, Dane Cameron und Frédéric Makowiecki verpassten den Sprung aufs Podium um weniger als drei Sekunden. Der Hybrid-Prototyp ist damit beim dritten Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC erneut bestplatziertes Hypercar-Fahrzeug nach LMDh-Reglement. Der zweite Rennwagen des Werksteams musste kurz vor dem ersten Fahrerwechsel wegen eines Elektrikdefekts aufgeben. Das Hertz Team Jota brachte den ersten Porsche 963 in Kundenhand auf Rang sechs ins Ziel. In der GTE-Am-Wertung wurde Proton Competition mit dem Porsche 911 RSR Vierter.

Stuttgart. Nur 13 Tage nach nach dem Erfolg von PortimĂŁo hat Porsche Penske Motorsport nur knapp ein weiteres Podestresultat verpasst. Michael Christensen aus DĂ€nemark, der US-Amerikaner Dane Cameron und FrĂ©dĂ©ric Makowiecki aus Frankreich sind beim 6-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps mit dem Hybrid-Prototypen Porsche 963 auf den vierten Platz gefahren. KĂŒhle Asphalttemperaturen und schwierige Bedingungen sowie zahlreiche ZwischenfĂ€lle auf der 7,004 Kilometer langen Strecke prĂ€gten den dritten Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC.

Als erstes Team mit einem LMDh-Fahrzeug in privater Hand hat Hertz Team Jota das Ardennen-Rennen auf Rang sechs beendet. FĂŒr das Porsche-Kundenteam greifen Werksfahrer AntĂłnio FĂ©lix da Costa aus Portugal, der Brite William Stevens und Yifei Ye ins Lenkrad. Der Chinese ist Förderpilot von Porsche Motorsport Asia-Pacific. In der GTE-Am-Kategorie erreichte Proton Competition mit Rang vier fĂŒr Ryan Hardwick aus den USA, den Kanadier Zacharie Robichon und den Briten Harry Tincknell das beste Ergebnis eines Porsche 911 RSR.

„Wir haben den Podestplatz erst in der allerletzten Runde verloren und sind auf Platz vier ins Ziel gefahren – die EnttĂ€uschung ist daher groß“, fasst Thomas Laudenbach nach dem dritten Saisonrennen zusammen. Der Leiter Porsche Motorsport fĂŒgt hinzu: „Das Team hat einen guten Job gemacht. Wir hatten eine erstklassige Strategie und uns beim Start fĂŒr die richtigen Reifen entschieden. Dennoch mĂŒssen wir festhalten: Aufgrund des aktuellen KrĂ€fteverhĂ€ltnisses liegt bisher fĂŒr uns nicht viel mehr in Reichweite. Das heutige Ergebnis mĂŒssen wir abschĂŒtteln und weiter hart an weiteren Verbesserungen arbeiten.“

FĂŒr den Porsche 963 mit der Nummer 5 begann der dritte Saisonlauf mit einem Handicap: Die elektrische Steuerung der Kupplung erschwerte Startfahrer Michael Christensen die Arbeit. Beim ersten Boxenstopp konnte das Problem durch das Rebooten des Systems behoben werden. Der DĂ€ne setzte zur Aufholjagd an und profitierte dabei auch von Safety-Car-Phasen aufgrund von UnfĂ€llen. Beim Fahrerwechsel zu Dane Cameron lag das Auto zeitweise wieder auf der dritten Position. Als dritter Mann setzte FrĂ©dĂ©ric Makowiecki das Rennen gut 100 Minuten vor dem Ende auf Platz sechs fort. Als das Safety-Car von Porsche wenige Minuten spĂ€ter zum vierten Mal zum Einsatz kam, spielte dies dem Werks-Trio in die Karten: Es rĂŒckte wieder auf Rang drei vor. Makowiecki verteidigte dieses Ergebnis bis zur letzten Runde, musste aufgrund nachlassender Performance der Hinterreifen jedoch noch einen Ferrari passieren lassen.

Das Schwesterauto von KĂ©vin Estre (Frankreich), AndrĂ© Lotterer (Deutschland) und Startfahrer Laurens Vanthoor musste vorzeitig aufgeben. Dabei hatte der Belgier die mutige Reifenwahl des Teams auf abtrocknender Strecke trotz kĂŒhler Asphalttemperaturen perfekt umgesetzt: Auf profillosen Slicks war er innerhalb weniger Minuten von der sechsten Position bis auf den zweiten Rang gefahren. Kurz vor seinem zweiten Boxenstopp rollte der Nummer-6-Rennwagen eingangs der Start-Ziel-Geraden jedoch mit einem Elektrikproblem in der 54. Runde aus.

„Es war ein harter Tag in Spa“, bilanziert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Unsere Startnummer 6 ist aufgrund eines technischen Defekts ausgefallen – da mĂŒssen wir die Ursachen genau erforschen. Bei der Nummer 5 haben wir gute Arbeit geleistet und eine optimale Strategie gewĂ€hlt. Allerdings waren wir schlichtweg nicht schnell genug. Wir mĂŒssen schauen, wo wir zulegen und weitere Fortschritte machen können. Auf operativer Seite lief es top.“

Mit einer starken Vorstellung hat das Hertz Team Jota ĂŒberzeugt. Werksfahrer AntĂłnio FĂ©lix da Costa konnte bereits in der ersten Runde drei Konkurrenten ĂŒberholen und Rang vier ĂŒbernehmen. Pech mit Safety-Car-Phasen kosteten die Porsche-Kundenmannschaft spĂ€ter wieder einige Positionen. Dank konstanter Performance sprang fĂŒr den Portugiesen und seine Mitstreiter Yifei Ye und William Stevens mit Platz sechs dennoch ein bemerkenswertes Resultat heraus: Hertz Team Jota hatte den ersten privat eingesetzten Porsche 963 erst am Freitag der Vorwoche ĂŒbernommen und war in Spa-Francorchamps mit dem ĂŒber 500 kW (680 PS) starken Hybrid-Prototypen sozusagen ins kalte Wasser gesprungen.

Bester Porsche 911 RSR fÀhrt in der GTE-Am-Kategorie auf Rang vier
In der GTE-Am-Kategorie kĂ€mpften die 911 RSR der Porsche-Kundenteams Iron Dames und Proton Competition lange Zeit um PodestplĂ€tze. Das Fahrerinnen-Trio Sarah Bovy (Belgien), Rahel Frey (Schweiz) und Michelle Gatting (DĂ€nemark) konnte die Klasse speziell in der Anfangsphase des 6-Stunden-Rennens immer wieder anfĂŒhren. Am Ende sprang fĂŒr die Iron Dames Rang fĂŒnf in der Klasse hinter dem Neunelfer von Ryan Hardwick (USA), Zacharie Robichon (CDN) und Harry Tincknell (UK) heraus.

Der vierte Lauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC ist der Höhepunkt der Saison: Die 24 Stunden von Le Mans finden am 10. und 11. Juni statt. Die Traditionsveranstaltung feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag.

Fahrerstimmen nach dem Rennen

Dane Cameron (Porsche 963 #5): „Nach einem schwierigen Qualifying haben wir uns im Rennen gut zurĂŒckgekĂ€mpft und als Team insgesamt einen tollen Job gemacht. WĂ€hrend der sechs Stunden traten zwar immer wieder kleine Schwierigkeiten auf, aber die haben wir gut gemeistert. Die Balance des Autos war heute spĂŒrbar besser und unser Tempo sichtbar schneller. Ein Podium lag in greifbarer NĂ€he, aber leider haben wir es im allerletzten Moment verpasst. Als nĂ€chstes Rennen steht Le Mans auf dem Programm. Wir werden alles daransetzen, dort noch mehr Performance aus unserem Porsche 963 abzurufen.“

Laurens Vanthoor (Porsche 963 #6): â€žAls ich durch die letzte Schikane fuhr, fiel plötzlich die komplette Elektrik aus. Ich habe gewisse Prozeduren durchgespielt, um die Systeme wieder zu starten – leider hat das nicht funktioniert. Wir mĂŒssen noch analysieren, was genau passiert ist. Es ist sehr schade, denn unser Rennen lief bis dorthin richtig gut. Unsere Strategie hat optimal gepasst, das Auto ließ sich schön fahren. Vor allem zum Start haben wir mit unserer Entscheidung fĂŒr Slicks goldrichtig gelegen.“

AntĂłnio FĂ©lix da Costa (Porsche 963 #38): â€žWir haben das Auto nur wenige Tage vor diesem Rennwochenende ĂŒbernommen und sind quasi komplett ins kalte Wasser gesprungen. Dass wir unter diesen Voraussetzungen das 6-Stunden-Rennen ohne RĂŒckschlĂ€ge auf technischer Seite absolvieren konnten, ist aller Ehren wert. Das Team hat eine grandiose Vorstellung abgeliefert. Dabei haben wir das Auto kaum am Limit bewegt – uns ging es darum, möglichst viele Runden abzuspulen und so viele Daten zu sammeln wie möglich. Jetzt analysieren wir alles, gehen testen, und dann treten wir noch stĂ€rker in Le Mans auf.“

Zacharie Robichon (Porsche 911 RSR #88): â€žEs war ein aufregendes Rennen – wie immer in Spa. Das Wetter spielt in den Ardennen stets eine große Rolle. Ryan hat in seinen Stints zu Beginn eine saubere Vorstellung gezeigt. Ich konnte anschließend sogar die FĂŒhrung in der GTE-Am-Klasse ĂŒbernehmen, da wir bei unserem Porsche die Reifen schneller auf Temperatur bringen konnten als manche Konkurrenten. Im Gegenzug haben wir am Ende unserer Stints mit abbauenden Reifen gekĂ€mpft und dadurch wieder Zeit verloren. Wir haben das Maximum herausgeholt. Auf der anderen Seite: Platz vier ist im Motorsport ein denkbar schmerzhaftes Ergebnis.“

Ergebnisse Rennen

Hypercar-Klasse:
1. Conway/Kobayashi/Lopez (UK/J/ARG), Toyota #7, 148 Runden
2. Buemi/Hartley/Hirakawa (CH/NZ/J), Toyota #8, 148 Runden
3. Pier Guidi/Calado/Giovinazzi (I/UK/I), Ferrari #51, 148 Runden
4. Cameron/Christensen/Makowieki (USA/DK/F), Porsche 963 #5, 148 Runden
6. FĂ©lix da Costa/Stevens/Ye (P/UK/CHN), Porsche 963 #38, 147 Runden
DNF Estre/Lotterer/Vanthoor (F/D/B), Porsche 963 #6

GTE-Am-Klasse:
1. Perez Companc/Wadoux/Rovera (ARG/F/I), Ferrari #83, 140 Runden
2. Keating/Varrone/Catsburg (USA/ARG/NL), Corvette #33, 140 Runden
3. Al Harthy/Dinan/Eastwood (OMN/USA/IRL), Aston Martin #25, 140 Runden
4. Hardwick/Robichon/Tincknell (USA/CDN/UK), Porsche 911 RSR #88, 139 Runden
5. Bovy/Gatting/Frey (B/DK/CH), Porsche 911 RSR #85, 139 Runden
10. Ried/Pedersen/Andlauer (D/DK/F), Porsche 911 RSR #77, 138 Runden
11. Schiavoni/Cressoni/Picariello (I/I/B), Porsche 911 RSR #60, 137 Runden
12. Wainwright/Pera/Barker (UK/I/UK), Porsche 911 RSR #86, 136 Runden

Foto: Porsche 963, Porsche Penske Motorsport (#5), Dane Cameron (USA), Michael Christensen (DK), Frederic Makowiecki (F) (c) Porsche AG