Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Sahra Wagenknecht (Das Erste 22:45 – 23:30 Uhr)

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Wird Sahra Wagenknecht die Arithmetik der deutschen Parteienlandschaft fundamental verĂ€ndern? Viele aktuelle Umfragen deuten genau darauf hin. Nach dem ZerwĂŒrfnis mit der LINKEN hat sie mit engen Getreuen das „BĂŒndnis Sahra Wagenknecht – fĂŒr Vernunft und Gerechtigkeit“ gegrĂŒndet. Schon bald soll aus dem Verein dann eine Partei werden.

Nicht nur das politische Berlin fragt sich, ob hier tatsÀchlich langfristig mit einem ernstzunehmenden neuen Player zu rechnen ist. Welche WÀhlerschichten wird sie anziehen, und wie wird sich die Wagenknecht-Partei inhaltlich positionieren?

In dieser entscheidenden Phase einer langen politischen Karriere konnte Markus Feldenkirchen Sahra Wagenknecht ĂŒber mehrere Monate begleiten. Er ist hautnah dabei, wie sie mit den Herausforderungen einer Partei-NeugrĂŒndung ringt und die Entfremdung von ihren alten Parteifreunden fortschreitet. Er beobachtet sie bei Auftritten zum Krieg in der Ukraine, ist dabei, wenn sie gegen die „woke, grĂŒne Meinungsblase“ mobil macht und schaut ihr bei der Produktion von „Wagenknechts Wochenschau“ auf Youtube ĂŒber die Schulter. Er spaziert mit Wagenknecht durch den Prenzlauer Berg, wo sie als Kind im Schatten der Berliner Mauer aufwuchs – und radelt mit ihr gemeinsam durchs Saarland, Wagenknechts Wahlheimat. Dort lebt sie mit ihrem Mann Oskar Lafontaine, dem ehemaligen SPD-Vorsitzenden.

Geboren und aufgewachsen in der DDR, als Kind eines Iraners und einer deutschen Mutter, fremdelte die Individualistin mit dem Kollektivismus des Systems und galt irgendwann als „asozial“. Erst im FrĂŒhjahr 1989 trat sie der SED bei – zu einem Zeitpunkt, als die Substanz des Arbeiter- und Bauernstaats bereits heftig bröckelte. Nach dem Mauerfall engagierte sie sich in der PDS. Als Sprecherin der Kommunistischen Plattform eckte sie oft an, wurde frĂŒh einer breiteren Öffentlichkeit bekannt – und galt auch innerhalb ihrer Partei von Beginn an als Ă€ußerst streitbar.

In den vergangenen Jahren hĂ€uften sich die Querelen, Wagenknecht polarisierte zunehmend. Äußerungen zur FlĂŒchtlings- und Corona-Politik oder auch zum Ukrainekrieg entfremdeten sie von ihrer eigenen Partei. Im konservativen und im rechten politischen Spektrum fand sie derweil immer mehr Zustimmung. Wagenknecht wird oft gnadenloser Populismus vorgeworfen, Grenzen von „links“ und „rechts“ scheinen bei ihr zunehmend zu verschwimmen. Jedenfalls hegen auch viele AfD-WĂ€hler Sympathien fĂŒr die bisherige Linke Wagenknecht. Aus den ehemals eigenen Reihen wird zudem heftig kritisiert, dass sie und weitere AbtrĂŒnnige ihre ĂŒber die LINKE gewonnenen Bundestagsmandate behalten wollen.

In ihrer langen Karriere kamen und gingen immer neue Parteivorsitzende. Mit den meisten ĂŒberwarf Wagenknecht sich frĂŒher oder spĂ€ter. Nun will sie selbst Parteichefin werden – von einer Partei, die passenderweise ihren eigenen Namen tragen soll.

FĂŒr „Konfrontation“ beobachtete Markus Feldenkirchen Wagenknechts fortschreitende Entfremdung von der LINKEN und ihren wachsenden Willen, tatsĂ€chlich eine eigene Partei zu grĂŒnden. Und er spricht unter anderem mit Oskar Lafontaine, Gregor Gysi, Bernd Riexinger und der Publizistin Katharina Nocun. Aus all diesen Beobachtungen und AuskĂŒnften fertigt der preisgekrönte SPIEGEL-Autor ein sehr subjektives Film-PortrĂ€t ĂŒber Wagenknecht. Bei einem letzten Treffen zeigt Feldenkirchen ihr diesen Film – und konfrontiert sie mit seinen EinschĂ€tzungen. Diese Kombination aus Reportage, lebendigen GesprĂ€chen sowie Feldenkirchens prĂ€zisen Kommentaren ergibt ein PortrĂ€t von großer Tiefe und Schonungslosigkeit, das die OberflĂ€che durchbricht.

„Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Sahra Wagenknecht“ ist die vierte Folge des Formats, das 2022 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Eine Produktion von beckground tv im Auftrag des WDR.

Video verfĂŒgbar bis 12.11.2025 ∙ 22:45 Uhr