Hilfe fĂŒr psychisch kranke Menschen zu Hause

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Der Ambulante Psychiatrische Pflegedienst der AWO stellt sich auf wachsende Nachfrage ein – Teams im Jerichower Land und Magdeburg

Magdeburg. Pflegedienste ermöglichen HilfsbedĂŒrftigen, trotz EinschrĂ€nkungen durch Alter oder Krankheit, selbststĂ€ndig in den eigenen vier WĂ€nden zu leben. Jedermann weiß, dass Krankenschwestern oder Pfleger ins Haus kommen, um bei körperlichen Leiden die nötige UnterstĂŒtzung zu leisten. Wenig bekannt ist dagegen, dass es auch bei psychischen Krisen entsprechende Hilfe gibt. Der Ambulante Psychiatrische Pflegedienst (APP) des AWO Fachkrankenhauses Jerichow bietet Betroffenen im nördlichen Sachsen-Anhalt psychiatrische hĂ€usliche Krankenpflege zu Hause (PHKP) und ambulant betreutes Wohnen (ABW) an.

„Das gewohnte Umfeld mit Familie und Freunden in der NĂ€he kann dazu beitragen, einen stationĂ€ren Aufenthalt in der Klinik zu verkĂŒrzen, zu verhindern oder nach einem Krankenhausaufenthalt einen guten Übergang zu schaffen“, erklĂ€rt Matthias Witt, der seit GrĂŒndung des APP vor sechs Jahren Pflegedienstleiter ist. Zu seinem PHKP-Team gehören acht Fachkrankenschwestern und Pfleger der Psychiatrie, die Patienten im nördlichen Sachsen-Anhalt, vor allem im Jerichower Land, im Altlandkreis Havelberg, im Stadtgebiet von Magdeburg und im Bördekreis behandeln. Im ABW-Team arbeiten 5 SozialpĂ€dagogen.

Anders als ihre Kollegen, die sich um körperliche Pflege kĂŒmmern, beschĂ€ftigen sich psychiatrische FachkrĂ€fte nicht mit Waschen, Essen und Trinken anreichen, Verbandswechsel oder Verabreichung von Medikamenten. Ihre Patienten leiden an Depressionen, Psychosen, Schizophrenie, Panikattacken, Demenz oder traumatischen Belastungsstörungen.

„Unser wichtigstes Instrument ist das GesprĂ€ch. Es geht unter anderem darum, gemeinsam mit den Patienten Wege aus krankheitsbedingter Isolation zu erarbeiten. Strategien einzuĂŒben, die aus daraus resultierenden Teufelskreisen herausfĂŒhren. Wer eine Depression hat, dem fĂ€llt es oft schwer, das Haus selbst fĂŒr das Notwendigste zu verlassen. Auch Angstpatienten schaffen das manchmal nur mit Überwindung.“ erlĂ€utert Witt, der als Fachkrankenpfleger fĂŒr Psychiatrie den APP des AWO Fachkrankenhauses Jerichow auf- und ausgebaut hat.

Seine PHKP-Mitarbeiter sind Fachkrankenschwestern oder -pfleger fĂŒr Psychiatrie, haben jahrelange Berufserfahrung. Sie helfen bei der Beziehungsarbeit, beraten zum Medikamentenmanagement, leisten motivierende GesprĂ€chsfĂŒhrung, helfen beispielsweise Angstpatienten beim Training oder schaffen fĂŒr Patienten Netzwerke, die helfen. Die psychiatrische hĂ€usliche Krankenpflege kann von einem Facharzt fĂŒr Psychiatrie oder einem Psychotherapeuten fĂŒr vier Monate, vom Hausarzt fĂŒr sechs Wochen verordnet werden.

Im Jerichower Land sind Matthias Witt als Leiter des Dienstes und seine Mitarbeiter schon seit ĂŒber sechs Jahren aktiv. Seit zwei Jahren helfen sie auch Menschen in Magdeburg und im Bördekreis. Vier Mitarbeiter sind in der Landeshauptstadt im Rahmen der psychiatrischen hĂ€uslichen Krankenpflege unterwegs. In der Landeshauptstadt ist die AWO der einzige PHKP-Leistungsanbieter dieser Art. Landesweit gibt es bisher nur fĂŒnf ambulante psychiatrische Pflegedienste.

„Wir stellen uns auf eine weitere wachsende Nachfrage ein“, so Witt. Mittlerweile hat sein Team auch in Magdeburg ein festes BĂŒro vor Ort und ein immer grĂ¶ĂŸer werdendes Netzwerk in diesem Bereich. Die psychiatrische Landschaft entwickle sich immer weiter in Richtung ambulant, sagt Witt.

Foto: Pflegedienstleiter Matthias Witt und sein Team

Text/Foto: AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. / Cathleen Paech