Eine lebenswerte Stadt braucht guten Nahverkehr / Fahrgastbeirat der MVB widerspricht der Polemik der IG Innenstadt

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Magdeburg. Der Fahrgastbeirat der Magdeburger Verkehrsbetriebe vertritt die Interessen der FahrgĂ€ste gegenĂŒber dem Nahverkehrsunternehmen. Er ist zutiefst entsetzt, dass die IG Innenstadt die Interessen von fast einem Viertel der tĂ€glichen Verkehrsteilnehmenden der Landeshauptstadt Magdeburg fĂŒr Ideologie hĂ€lt. 137.000 Menschen nutzen tĂ€glich Busse und Bahnen und wollen schnell, zuverlĂ€ssig, gĂŒnstig und sicher zu ihren Zielen und in die Innenstadt kommen. Bisher sind die MVB und deren FahrgĂ€ste gegenĂŒber dem Autoverkehr in der Stadt jedoch systematisch benachteiligt.

Die FahrgĂ€ste im ÖPNV haben sich lĂ€ngst daran gewöhnt, dass jedes Jahr die Ticketpreise erhöht werden. Die Preise sind deutschlandweit von 2000 bis 2018 um fast 79 Prozent gestiegen. Anders sieht es bei den ParkgebĂŒhren der Stadt aus. Diese sind ĂŒber 10 Jahre konstant geblieben. „Als FahrgĂ€ste beteiligen wir uns an gestiegenen Kosten, die Autofahrer hingegen nicht. Das ist ungerecht“, meint dazu Rudolf Schöll, Vertreter des Seniorenbeirats im Fahrgastbeirat. 

Die Kostenungerechtigkeit setzt sich auch im kommunalen Haushalt fort. Die MVB erwirtschaftet im Jahr einen Kostendeckungsbeitrag von 44 % aus den Fahrkartenerlösen. Die Parkeinnahmen der Stadt decken hingegen kaum die Kosten. Die UniversitÀt Kassel beziffert generell den Kostendeckungsbeitrag des Autoverkehrs auf ca. 10 %. Die Gesellschaft trÀgt also im Vergleich deutlich mehr Kostenanteile als bei der MVB. Von Ungerechtigkeit und Bevorteilung kann daher nicht gesprochen werden.

Auch das Argument des Ausbremsen des Autoverkehrs hĂ€lt nicht. „Die Vertreter der IG-Innenstadt scheinen selbst nie Straßenbahn zu fahren. Sonst wĂŒssten sie, dass die Bahnen auch an einigen Ampeln halten mĂŒssen oder von Linksabbiegern auf den Gleisen aufgehalten werden,“ sagt Jörg Polster, Mitglied im Fahrgastbeirat als Vertreter der AG Menschen mit Behinderung. Vielmehr sollte Magdeburg sich bei anderen StĂ€dten etwas abschauen, wo die Straßenbahnen auf separater Spur vorbei an den Autos an die Kreuzung heranfahren können und dann gezielt frei bekommen. Dann wird auch der Autoverkehr nur einmal aufgehalten, jedoch von einer Bahn, die gleich ca. 70 Passagiere in kurzer Zeit ĂŒber die Kreuzung bringt. FĂŒr die gleiche Leistung mĂŒsste der Autoverkehr fast zwei Minuten grĂŒn bekommen, wĂ€hrend alle anderen Verkehrsteilnehmenden warten mĂŒssen. Selbst die Forschungsgesellschaft fĂŒr Straßen und Verkehrswesen, lang bekannt dafĂŒr, das Leitbild der autogerechten Stadt zu verfolgen, fordert in der Empfehlung zur Weiterentwicklung der Verkehrsplanung „E-Klima“ die Herstellung von Gleichberechtigung und Vorrang des ÖPNV. „ÖPNV-Bevorrechtigung ist in der bundesweiten Fachwelt eine der Kernmaßnahmen, um die LeistungsfĂ€higkeit des urbanen Verkehrs zu erhöhen“, ergĂ€nzt Dr. Tom Assmann, Vertreter des VCD im Fahrgastbeirat.

Der Fahrgastbeirat der MVB lĂ€dt die IG Innenstadt sehr herzlich ein, sich an der nĂ€chsten Sitzung zu beteiligen, um gemeinsam zu diskutieren, wie die BĂŒrger:innen in und um die Stadt zuverlĂ€ssig, schnell und kostengĂŒnstig zum Shoppen kommen. „Eins ist uns aber essentiell wichtig. Die MVB befördert Menschen unabhĂ€ngig von sozialer Klasse, Einkommen, Alter und körperlicher Fitness. Wenn wir eine Stadt wollen, die gerecht ist und allen gleiche Chancen bietet, dann brauchen wir einen guten ÖPNV. Auch damit alle in der Innenstadt einkaufen können“, schließt Frau Wachsmann, Vorsitzende des Fahrgastbeirats.

Über den Fahrgastbeirat

Der Fahrgastbeirat ist ein ehrenamtliches, beratendes Gremium, das die FahrgĂ€ste der MVB reprĂ€sentiert und deren WĂŒnsche, Lob und Kritik an das Unternehmen weiterleitet.

Insgesamt 16 Mitglieder gehören dem Beirat an, davon sind 11 Interessenvertreter und 5 freie FahrgÀste der MVB.

Text: MVB Fahrgastbeirat

Symbolfoto (c) Stefan Deutsch