„Die Fledermaus“ an Silvester – Operette aus der Bayerischen Staatsoper (Arte 22:40 – 01:35 Uhr)

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Johann Strauss‘ ebenso schwungvolle wie doppelbödige Operette über die Brüchigkeit gesellschaftlicher Fassaden sorgt seit ihrer Uraufführung für Champagnerlaune. Enfant terrible Barrie Kosky provoziert in seiner Münchner Neuinszenierung mit einer Frischzellenkur für das Traditionsstück. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski.

Sie sind ein Dream-Team: Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski und Regisseur Barrie Kosky. Ihre erfolgreiche Kooperation an der Komischen Oper Berlin setzt das schlagkräftige Künstlerduo an der Bayerischen Staatsoper fort – mit einem Liebling der Goldenen Operettenära: der Fledermaus. In den Hauptrollen der Münchner Inszenierung sind Diana Damrau als Rosalinde und Georg Nigl als Gabriel von Eisenstein zu erleben.

Im Zentrum des Stücks steht ein ausgelassenes Fest beim Prinzen Orlofsky, von Barrie Kosky gestaltet als eine große Party in einer dionysischen Welt mit Rausch und Vergessen. Die unterkühlte und geordnete Welt der Eisensteins – das großbürgerliche Wohnzimmer – wird verlassen und alle Figuren tauchen verkleidet und maskiert in eine andere Sphäre ein.

Bis heute hat diese Operette im Dreivierteltakt nicht nur einen ersten Platz beim Publikum. Als Speerspitze des musikalischen Unterhaltungstheaters, gespickt mit Hits und Ohrwürmern und entstanden nach dem Beginn der ersten großen Finanzkrise 1873, sprudelt das Werk vor Ironie und feinsinnigen Anspielungen. Mit ihrer Weltfluchtphilosophie in Zeiten bürgerlicher Unsicherheiten hat Die Fledermaus von ihrer Brisanz nichts verloren. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“ war schon immer eine ungünstige Losung. Und gerade heute ist das Postulat der Unveränderbarkeit ein Tanz auf dem Vulkan.

Aufzeichnung vom 31. Dezember 2023 aus der Bayerischen Staatsoper, München.