Feuerwerk gehört für viele Menschen zu Silvester. Leider passieren jedes Jahr viele Unfälle, die sich mit ein bisschen mehr Sorgfalt verhindern ließen. Denn wer möchte das Jahr schon in der Notaufnahme mit Verletzungen im Gesicht oder gar der ganzen Hand beenden? Axel Weber, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme in der Helios Bördeklinik und der Helios Klinik Jerichower Land, gibt Tipps zum richtigen Umgang mit Böllern und Raketen.
„Die Schon kleine Knaller können große Schäden an Haut und Gelenken anrichten. Die Ursachen für Unfälle sind vielfältig, denn bereits die unsachgemäße Handhabung der frei im Handel zu erwerbenden Knaller reicht für schwerste Verletzungen aus. Dazu kommen Mutproben, zu wenig Abstand zum Knaller oder verspätete Reaktionszeiten, etwa nach Alkoholkonsum. Noch gravierender sind allerdings die auf dem Schwarzmarkt gekauften oder selbst hergestellten Böller. „Aufgrund der fehlenden Sicherheitsvorgaben sind derartige Unglücke dabei fast schon vorprogrammiert. Zudem sind die Folgen, ob der deutlich größeren Explosionskraft auch meist verheerender“, so Axel Weber, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme in Burg und Oschersleben.
Gefahren von Feuerwerk und wie Folgeschäden zu verhindern sind
Besonders häufig treten in der Silvesternacht Verletzungen und Verbrennungen an Händen, Gesicht und Augen auf. Darüber hinaus stellen die enorme Lärmbelastung und die Druckwellen eine ernstzunehmende Gefahr dar: Knalltraumata können das Gehör dauerhaft schädigen, insbesondere bei Kindern. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma oder anderen Lungenerkrankungen sind die hohe Feinstaubbelastung und die Rauchentwicklung ein zusätzliches Risiko, da sie akute Atemprobleme und Kreislaufbelastungen auslösen können“.
Um den Jahreswechsel ohne gesundheitliche Schäden zu überstehen, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Feuerwerk unerlässlich. Axel Weber rät: „Kinder sollten grundsätzlich keinen Zugang zu Feuerwerkskörpern haben. Außerdem empfehle ich auf geprüfte Produkte zu achten, Sicherheitsabstand zu halten und bei starkem Rauch Fenster und Türen geschlossen zu halten. Niemals sollten Feuerwerkskörper in der Hand oder in der direkten Nähe von Personen gezündet werden. Und im wahrsten Sinne des Wortes: Hände weg von der Schwarzmarktware und selbst gebauten Krachern“.
Ratschläge des Experten:
- Verwenden Sie nur Feuerwerkskörper mit BAM-Prüfnummer (Bundesamt für Materialprüfung). Lesen Sie die Gebrauchsanweisung und achten Sie auf das CE Zeichen!
- Keine selbst gebastelten oder manipulierten Feuerwerkskörper verwenden. Sie können anders als erwartet reagieren!
- Feuerwerkskörper sollten verschlossen und in einem sicheren Abstand gelagert werden. Tragen Sie niemals Feuerwerkskörper am Körper!
- Alkohol und Feuerwerkskörper passen nicht zusammen. Zünden Sie kein Feuerwerk, wenn Sie stark alkoholisiert sind!
- Feuern Sie die Raketen und Knaller nur im Freien ab und Raketen niemals aus der Hand. Verwenden Sie standsichere Rohre oder Flaschen!
- Blindgänger nicht nochmals zünden. Schützen Sie Kinder und Jugendliche, indem Sie nicht gezündetes Feuerwerk einsammeln!
- Feuerwerk gehört nicht in Kinderhände!
Sollte doch etwas passieren, dann wenden Sie sich an einen Spezialisten!
Wichtig ist aber nicht nur die Versorgung durch die Rettungskräfte, sondern auch eine richtige Erste Hilfe. Das sollte jeder wissen und beherzigen: Bei kleineren Verbrennungen reicht es meist aus, wenn die Stelle mit Wasser zehn Minuten gekühlt wird. Bei großflächigen Verbrennungen sollte der Rettungsdienst über 112 gerufen werden. Kleinere blutende Wunden können mit Leitungswasser gesäubert werden. Wenn eine größere Verletzung vorhanden ist bzw. die Blutung nicht zum Stillstand kommt, sollte eine Versorgung in der nächsten Rettungsstelle erfolgen. Wenn Böllerunfälle zu Verletzungen an den Augen oder Ohren führen, kann nur sehr eingeschränkt erste Hilfe geleistet werden. Hier sind nur die Experten der richtige Ansprechpartner. Mit Schäden an Ohr und Auge ist zudem nicht zu spaßen.
Ist ein größeres Unglück schon geschehen, gilt: Abgetrennte Finger oder ähnliches unbedingt einsammeln und in einem trockenen Behältnis mit in die Notaufnahme bringen. In den ersten Stunden nach dem Unfall besteht dann die Chance, dass die Gliedmaßen wieder angenäht werden können. Wird das Gewebe allerdings nass, quillt es auf und lagert Wasser ein, so ist eine plastische Wiederherstellung oftmals nicht mehr möglich.
Suchen Sie, wenn möglich, einen Handchirurgen auf, denn sie sind die geeigneten Spezialisten. Bei Verletzungen rund um die Hand sind sie die Ärzte mit der besten Fachkenntnis und Erfahrung und gewährleisten somit eine bestmögliche Behandlung Ihrer Verletzungen mit anschließender Nachsorge!
„Bei größeren Verletzungen sollten sie in jedem Fall sofort handeln und nicht erst am nächsten Tag. Suchen sie die nächstgelegene Notaufnahme auf oder alarmieren sie die Rettung über die Telefonnummer 112“, rät Axel Weber.
Fotocredit: Helios Kliniken
Bildunterschrift: Axel Weber, Notarzt und Ärztlicher Leiter der Notaufnahmen in Burg und Oschersleben, gibt Tipps für ein sicheres Silvester.
