Magdeburg, 8. Mai 2025 â Immer mehr Menschen in Sachsen-Anhalt sind wegen Kokainmissbrauchs in Ă€rztlicher Behandlung. Das geht aus einer Auswertung des BARMER Instituts fĂŒr Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach gab es im Jahr 2019 landesweit 1.050 behandelte Patientinnen und Patienten und im Jahr 2023 bereits 1.690. Bundesweit lag die Anzahl im Jahr 2023 bei rund 65.000 Patienten. Die meisten Betroffenen mit 15.280 wurden in Nordrhein-Westfalen behandelt, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760. Die wenigsten Patienten gab es im Saarland mit 490 und in ThĂŒringen mit 810 Frauen und MĂ€nnern. âTrotz vergleichsweise geringer Fallzahlen ist die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Sachsen-Anhalt besorgniserregend. Das tatsĂ€chliche AusmaĂ wird noch viel gröĂer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in Ă€rztlicher Behandlung sehenâ, sagt Axel Wiedemann (Foto), LandesgeschĂ€ftsfĂŒhrer der BARMER in Sachsen-Anhalt.
MĂ€nner zwischen 20 und 39 Jahren besonders stark betroffen
Wie aus dem BARMER-Atlas weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr bundesweit rund 50.700 Patienten und 14.700 Patientinnen wegen Kokainkonsums in Behandlung. In Sachsen-Anhalt wurden 1.340 MĂ€nner und 350 Frauen medizinisch versorgt. Besonders hĂ€ufig waren im Bundesland MĂ€nner zwischen 20 und 39 Jahren betroffen. Hier gab es 790 Patienten. âKokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es hĂ€ufig als Leistungsdroge bezeichnet. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen MĂ€nnern könnte auf einen Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatlebenâ, so Wiedemann. In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. JĂŒngere Menschen hĂ€tten hĂ€ufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei Ă€lteren Menschen stĂŒnden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.
Sucht ansprechen
âEs ist wichtig, Betroffene auf ihre Sucht anzusprechenâ, sagt der BARMER-Landeschef. Der oder die AbhĂ€ngige bemerke selbst oft nicht, dass der Suchtmittelkonsum bereits den Alltag eingeschrĂ€nkt und das Verhalten verĂ€ndert habe. Angehörige sollten ihre Beobachtungen teilen und offen ĂŒber ihre Sorgen sprechen. Um eine Therapie zu beginnen und erfolgreich abzuschlieĂen, mĂŒsse der Betroffene selbst erkennen, dass er ein Problem habe. âAngehörige oder Freunde sollten sich UnterstĂŒtzung fĂŒr diese schwierige Situation holen. Fachambulanzen oder Suchberatungsstellen sind die richtigen Ansprechpartnerâ, sagt Wiedemann. FrĂŒhzeitige Hilfe sei entscheidend, um das Aufhören zu erleichtern und die Auswirkungen der Sucht auf Familie und Freundeskreis zu minimieren.
Titelfoto: Axel Wiedemann © BARMER/Viktoria KĂŒhne
