Mit dem Kopf durch die Wand: Lokführergewerkschaft erklärt Verhandlungen für gescheitert

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DB hat planbaren Weihnachtsfrieden und 2.000 Euro für die Mitarbeitenden noch im Dezember vorgeschlagen – GDL lehnt ab und hält Fahrgäste weiter hin • DB wollte 11-Prozent-Angebot gemeinsam ausgestalten • Lokführergewerkschaft beharrt am Ende stur auf zwei Themen: Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich und Ausweitung ihrer Tarifverträge • DB fordert GDL auf, Realitäten anzuerkennen

(Berlin, 24. November 2023) Die Deutsche Bahn (DB) kritisiert scharf, dass die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Tarifverhandlungen nach nur zwei Terminen für gescheitert erklärt hat. Damit ist für die GDL auch der weitere Verhandlungsfahrplan hinfällig. „Die Lokführergewerkschaft will mit dem Kopf durch die Wand. Das geht bekanntlich nicht gut“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Dabei wurde gestern bis zum frühen Abend in Abwesenheit des GDL-Chefs in sachlicher Atmosphäre verhandelt. Insgesamt war der GDL-Chef bei den zweitägigen Verhandlungen gut zwei Stunden anwesend.

„Wir hätten gerne weiter an dem gearbeitet, was möglich ist. Denn wir sind bereit für Kompromisse und Lösungen. Die Lokführergewerkschaft beharrt leider am Ende stur auf zwei Themen: Ausweitung ihrer Tarifverträge und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Als hätte sie nicht 35, sondern nur zwei Forderungen gestellt.“ Die DB müsste dafür auf dem engsten Arbeitsmarkt der Geschichte zusätzlich 10 Prozent mehr Mitarbeitende einstellen. „Der Fachkräftemangel ist heute schon Realität und wird sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen. Wir werden diesen nicht selbst verschärfen, das wäre verantwortungslos gegenüber unseren Fahrgästen.“ Die DB fordert die GDL auf, die Realitäten anzuerkennen und umgehend weiter zu verhandeln. Auf dem Tisch liegt ein 11-Prozent-Angebot, das es auszugestalten gilt.

Nachdem die GDL Anfang der Woche selbst kommuniziert hatte, „über Weihnachten“ nicht streiken zu wollen, hat die DB heute einen konkreten Vorschlag gemacht, diesen von ihr schon lange geforderten Weihnachtsfrieden für die Fahrgäste auch planbar zu machen. Seiler: „Die Aussagen der Lokführergewerkschaft sind ohne konkretes Datum doch nichts wert für die, die ihre Weihnachtsreise planen. Die allermeisten fahren vor und nach den Feiertagen. Wir haben die Lokführergewerkschaft aufgefordert, Farbe zu bekennen und die Fahrgäste nicht weiter hinzuhalten.“ Die DB hat angeboten, den Beschäftigten bereits im Dezember die ersten 2.000 Euro des Inflationsausgleichs zu bezahlen, wenn von 15. Dezember bis 7. Januar nicht gestreikt wird. Die GDL ist darauf in keiner Weise eingegangen und hat den Vorschlag der DB abgelehnt.

Insgesamt hat die GDL 35 Forderungen aufgestellt, die die Personalkosten der DB um 50 Prozent steigern würden. Neben der 35-Stunden-Woche in einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich will die GDL zum Beispiel 555 Euro Lohnerhöhung im Monat, eine Erhöhung der Zulagen um 25 Prozent, 67 Prozent mehr betriebliche Altersvorsorge und die Ausweitung ihres Organisationsbereichs in die Infrastruktur. Des Weiteren fordert die GDL, die DB solle das Tarifeinheitsgesetz (TEG) nicht anwenden.

Bereits Ende August hat der Konzern einen Tarifabschluss mit der EVG erzielt. Dieser kommt für rund 180.000 Beschäftigte in rund 500 Berufen zur Anwendung. In der jetzigen Tarifrunde mit der Lokführergewerkschaft werden die Tarifverträge der GDL verhandelt, die für rund 10.000 Beschäftigte in 18 von 300 Betrieben im DB-Konzern Anwendung finden.

Foto Copyright | DB AG/Dominic Dupont