MDR-Reihe „exactly“ zum Thema: „Keine Trauer, kein Abschied? Bestattungen ohne Angehörige“

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Anonym, günstig und schlicht: So laufen Bestattungen von Menschen, die einsam verstorben sind, häufig ab. Wie würdevoll ist der Abschied, wenn keine Angehörigen da sind? Diesen Fragen geht MDR-Reporterin Marie Landes in der neuen Folge der Reportagereihe „exactly“ nach und hat in Halle (Saale) ein Projekt begleitet, das auch einsam Verstorbenen einen würdevollen Abschied ermöglichen soll. Der Film erscheint am 22. Mai um 8 Uhr in der ARD Mediathek sowie ab 17 Uhr auf dem YouTube-Kanal „MDR Investigativ“.

Jedes Jahr sterben allein in Halle (Saale) etwa 300 Menschen, bei denen zunächst nicht klar ist, ob es noch Angehörige gibt. Dann beginnt die Spurensuche. Diese Sterbefälle landen auf dem Tisch von Kerstin Schmidt und ihrem Team in der Abteilung Allgemeine Ordnungsangelegenheiten der Stadt. „Wir suchen dann in den verschiedenen Standesämtern und Einwohnermeldeämtern“, erklärt sie. Zehn Tage haben sie Zeit, Angehörige zu finden. Dann muss die verstorbene Person eingeäschert werden. Wird niemand gefunden, gibt die Stadt die Bestattung in Auftrag.

Wer so, also ordnungsbehördlich bestattet wird, erhält häufig eine Feuerbestattung. Das ist günstiger. Und auch sonst wird es eher schlicht. Je nach Stadt und Kommune schwanken die Ausgaben für diese Bestattungen erheblich. „Kritisch bewerten wir die Entwicklung, dass Städte und Kommunen Aufträge zunehmend nach Preis und nicht nach Qualifikation vergeben“, schreibt dazu der Bundesverband Deutscher Bestatter. Was bleibt von einer würdevollen Bestattung, wenn sie vor allem preiswert sein soll?

In Halle (Saale) gibt es seit einiger Zeit ein deutschlandweit noch immer recht einmaliges Projekt. Seit Oktober findet auf dem Gertraudenfriedhof einmal pro Monat eine öffentliche Trauerfeier für einsam Verstorbene statt. „Bei normalen Trauerfeiern habe ich ja ein Trauergespräch mit der Familie und erfahre was über die Personen, über das Leben. Und hier haben wir das überhaupt nicht“, sagt Ulrike Scheller, während sie auf ein anonymes Urnenfeld auf dem Gertraudenfriedhof schaut. Sie ist die Citypfarrerin der Stadt und hat hier die öffentlichen Trauerfeiern für einsam Verstorbene initiiert.

Was sagt es über eine Gesellschaft aus, wenn sie Menschen allein im Tod lässt? Sterben mehr Menschen einsam, wenn wir immer älter werden und immer häufiger allein leben? Und wie kann ein würdevoller Abschied auch für sie gelingen? Für „exactly“ geht Reporterin Marie Landes auf Spurensuche und begleitet eine Trauerfeier für einsam Verstorbene in Halle (Saale).

Foto: exactly Reporterin Marie Landes auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (c) MDR/Alex Gruner