Dokumentarfilm: Frauen der NS-Zeit (Arte 21:45 – 23:20 Uhr)

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Sie hießen Herta, Liesel, Liselotte und Hildegard: Hunderttausende von Frauen, darunter SekretĂ€rinnen, Krankenschwestern, Hausfrauen und KZ-WĂ€chterinnen, stellten sich ab 1939 in den von Deutschland besetzten Gebieten in den Dienst der Nazi-Ideologie. Die Frauen waren nicht etwa passive Zeuginnen eines von MĂ€nnern verĂŒbten Völkermords, sondern aktive Komplizinnen und Mörderinnen.

In der Geschichte des Zweiten Weltkriegs wurde die Rolle von Frauen hĂ€ufig nur am Rande wahrgenommen. Dabei waren rund 500.000 von ihnen ab 1939 in den von der Wehrmacht besetzen Gebieten aktiv – dort, wo der Holocaust in die Tat umgesetzt wurde.

Sie waren nicht etwa passive Zeuginnen eines von MĂ€nnern verĂŒbten Völkermords, sondern unentbehrliche MittĂ€terinnen. Das Engagement und die BrutalitĂ€t der SekretĂ€rinnen, Krankenschwestern, KZ-WĂ€chterinnen und Ehefrauen von SS-MĂ€nnern wirft Frauen auf: Wie sind sie zu Komplizinnen, mitunter zu Mörderinnen geworden? Warum hat die deutsche Nachkriegsjustiz in Teilen die Augen vor ihren Verbrechen mindestens genauso verschlossen wie vor denen ihrer mĂ€nnlichen Mitstreiter? Welche Tabus fĂŒhren auch heute noch dazu, ihre Taten nicht zu benennen?

Die Dokumentation geht beispielhaft den Geschichten einiger dieser Frauen nach: von ihrer Indoktrination – vor allem innerhalb des Bunds Deutscher MĂ€del (BDM) – bis in die Nachkriegszeit, in der nur wenige von ihnen von ihrer Vergangenheit eingeholt wurden.

Persönliche Dokumente der Frauen und Berichte von Angehörigen verbinden sich mit Archivaufnahmen aus der damaligen Zeit. Interviews mit Historikerinnen und Historikern sowie KZ-Überlebenden veranschaulichen, wie hoch die Gewaltbereitschaft in der gesamten Gesellschaft war.

Aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet der Dokumentarfilm die Einbindung von Frauen in der Todesmaschinerie der Nazis und ihre aktive MittÀterinnenschaft, von der Einzeltat bis zur Beteiligung am Massenmord.

Die BeweggrĂŒnde der Frauen waren unterschiedlich: sei es die Hoffnung auf sozialen Aufstieg oder auf die Emanzipationsmöglichkeit in einem zutiefst frauenfeindlichen System, das die Ungleichheit zwischen Mann und Frau beförderte. Die Geschichte dieser Frauen und ihrer verschiedenen Lebenswege zeigt den Holocaust als Verbrechen, fĂŒr das auch gewöhnliche BĂŒrger mitverantwortlich waren.

Original-Titel: Des femmes au service du Reich
Laufzeit: 95 Minuten
Genre: Dokumentation, F 2020
Regie: Christiane Ratiney
FSK: 12

Film:

VerfĂŒgbar: Vom 24/01/2023 bis 31/03/2023