MaiBrain: Reise ins Gehirn – Sinne und Bewusstsein (ZDF 19:30 – 20:15 Uhr)

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Zweiteilige Dokureihe mit Mai Thi Nguyen-Kim

Wie entsteht das Bild der Welt in unseren Köpfen? Und woher wissen wir eigentlich, dass diese Welt wirklich existiert und wir uns nicht in einer Simulation befinden? DarĂŒber denken Menschen nicht erst seit dem Film Matrix nach.

Wie ist unser Gehirn aufgebaut? Das versucht man am Forschungszentrum JĂŒlich mit einem 3D Atlas unseres Denkorgans darzustellen. DafĂŒr werden Gehirne aus Körperspenderprogrammen in einer Art TiefkĂŒhltruhe in bis zu 5000 hauchdĂŒnne Scheiben zerschnitten, im Mikroskop gescannt und in Supercomputern zu Hirnmodellen zusammengesetzt. 248 Hirnregionen hat das Team von Prof. Katrin Amunts inzwischen kartiert. Ziel des Brain Mappings ist eine Art Google Maps fĂŒr das Gehirn, also ein Atlas, der Orte mit Funktionen verknĂŒpft.

Wie lernt das Gehrin?

Moritz HelmstĂ€dter, Direktor am Max-Planck-Institut fĂŒr Hirnforschung, taucht noch tiefer in das Gehirn ein, bis in die Ebene einzelner NervenstrĂ€nge und ihrer VerĂ€stelungen. Ein nur sandkorngroßes StĂŒck Hirnrinde, wo höhere Denkleistungen verarbeitet werden, enthĂ€lt fast eine halbe Million Synapsen, also Kontaktpunkte zwischen den Zellen. Wird es irgendwann möglich sein, einem Gedanken durch dieses Geflecht zu folgen? Wie lernt das Gehirn, und wie entwickelt es Vorstellungen? HelmstĂ€dter ist zuversichtlich, dass sich diese Fragen eines Tages beantworten lassen.

Mai Thi Nguyen-Kim bringt die grauen Zellen mit SinnestĂ€uschungen und Aufmerksamkeitstest ans Limit. Wie ist es zu erklĂ€ren, dass wir manchmal Dinge sehen, die in der RealitĂ€t gar nicht existieren? „Der Spruch „Das glaub ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe“ ist aus neuropsychologischer Sicht fast schon ein bisschen naiv“, sagt die Moderatorin. „Denn unsere Wahrnehmung basiert ganz oft nur auf Annahmen unseres Gehirns. Es wendet Vorwissen an und macht die Welt so vorhersagbar. Nur manchmal gerĂ€t es dabei in Konflikte.“ Forschende nutzen solche Wahrnehmungsillusionen, um zu entschlĂŒsseln, wie unser Hirn die Wirklichkeit konstruiert, wie unser Bewusstsein entsteht. Und Mai Thi Nguyen-Kim bringt den Philosophen RenĂ© Descartes („Ich denke, also bin ich“) auf einer filmischen Zeitreise mit der sogenannten Gummihand-Illusion zur Verzweiflung.

Denkorgan als „Vorhersagemaschine“

Auch damit wir uns nahtlos durch die Welt bewegen und sie als zusammenhĂ€ngende Einheit erleben können, muss unser Gehirn permanent abschĂ€tzen, was im nĂ€chsten Augenblick geschieht. Unser Denkorgan ist also eine „Vorhersagemaschine“: Was wir wahrnehmen, liegt sozusagen in der Zukunft. Doch wo genau wird dieser lĂŒckenlose Bewusstseinsstrom erzeugt? Dieser Frage ist der Neuropsychologe Assaf Breska am Max-Planck-Institut fĂŒr Biologische Kybernetik in TĂŒbingen mit einer Art Computerspiel und Hirnstrommessungen auf der Spur. Eine SchlĂŒsselrolle scheint das Cerebellum, das Kleinhirn, zu spielen. „Es ist ein geheimnisvoller Teil des Gehirns, der 80 Prozent aller Neuronen ausmacht“, sagt Breska, „dessen Funktion wir aber immer noch nicht vollstĂ€ndig verstehen.“

Das Gehirn macht uns Menschen zu dem, was wir sind! Denkenden, fĂŒhlenden, kreativen, bewussten Wesen. Doch das Allermeiste wissen wir immer noch nicht. Die Forschung wird noch lange Zeit mĂŒhsame Detektivarbeit leisten. „Und wer weiß, ob wir unser Gehirn jemals komplett erforschen und verstehen werden“, sagt Mai Thi Nguyen-Kim. Vielleicht ist unser Hirn so ausgeklĂŒgelt, dass es gar nicht dazu in der Lage ist, sich selbst so ganz zu begreifen.“

Original-Titel: MaiBrain: Reise ins Gehirn
Laufzeit: 45 Minuten
Genre: Dokureihe, D 2023
Regie: Luise Wagner

Vorab
Datum:19.03.2023
VerfĂŒgbarkeit:
Video verfĂŒgbar bis 15.03.2033