Abschluss der Stadtgeschichtlichen Sommerabende am Dienstag: Obergerichtsvollzieher Otto Walter Odemar und die Enteignung der Magdeburger Juden

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Magdeburg. Das Stadtarchiv lĂ€dt am 30. September um 19.00 Uhr im Kaiserin-Adelheid-Foyer des Alten Rathauses zum letzten Stadtgeschichtlichen Sommerabend 2025 ein. Die Vertreibung und Ermordung der europĂ€ischen Juden durch die Nationalsozialisten ging einher mit einer Politik der Enteignung und Umverteilung jĂŒdischen Eigentums. Der Vortrag von Dr. Monika Gibas skizziert an Hand der TĂ€tigkeit des Obergerichtsvollziehers Otto Walter Odemar wie die Enteignungsmaschinerie des NS-Staates funktionierte. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.
 
Der Raub jĂŒdischen Eigentums wurde mit deutscher GrĂŒndlichkeit dokumentiert. Noch heute befinden sich in den Landesarchiven zahlreiche Akten der Oberfinanzbehörden aus der Zeit von 1933 bis 1945. Die akribisch gefĂŒhrten Devisenakten beim OberfinanzprĂ€sidenten Magdeburg, die im Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg bewahrt werden, lassen uns heute im Detail den bĂŒrokratischen Aufwand nachvollziehen, mit dem das Eigentum der Juden erfasst und versteigert wurde. Das betraf sowohl die Juden, denen die Auswanderung gelang, aber auch alle noch in Deutschland Lebenden und ab 1942 in die Vernichtungslager Deportierten. In den meisten Devisenakten jĂŒdischer Residenten war Otto Walter Odemar als Taxator und Versteigerer vermerkt.
 
Otto Walter Odemar wurde am 27. Februar 1892 in WesterhĂŒsen bei Magdeburg geboren. Er verstarb am 29. Juli 1966 in Berlin. Als Obergerichtsvollzieher war Odemar in der preußischen Provinz Sachsen und in Anhalt ErfĂŒllungsgehilfe der Enteignungsmaschinerie des NS-Staates. Er war einer der Justizbeamten, die vom NS-Regime ab 1938 als SachverstĂ€ndige zur Begutachtung und zur Versteigerung jĂŒdischen Eigentums eingesetzt wurden.
 
Dr. Monika Gibas war bis 2016 Fachbereichsleiterin fĂŒr Geschichte und Öffentlichkeit an der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg. Mit mehreren Gruppen Studierender realisierte sie ein Projekt zur Erschließung aller Devisenakten ansĂ€ssiger Juden im Landesarchiv Magdeburg. Im Auftrag des Landesverbandes Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband war sie danach ab 2017 bis 2023 als Leiterin eines Forschungsprojektes zur Suche nach NS-Raubgut in den Bibliotheken Sachsen-Anhalts tĂ€tig.

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Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg

Foto: Collage von Versteigerungsakten (M. Gibas). Quelle: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, G 11 Devisenstelle Provinz Sachsen, LĂ€nder Anhalt und ThĂŒringen, Magdeburg