Wohngeld: Reibungsloser Start ausgeschlossen

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Zum 1. Januar tritt die große Wohngeldreform in Kraft. Experten rechnen mit einer Antragsflut. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mithilfe von Textkernel zeigt: In den Ämtern fehlen hunderte Stellen – Stau vorprogrammiert.

Zum neuen Jahr gibt es fĂŒr WohngeldempfĂ€nger eine spĂ€te Bescherung: Im Januar tritt eine umfassende Reform in Kraft, nach der nicht nur Miete und kalte Nebenkosten, sondern auch die Heizkosten bezuschusst werden. Jetzige Wohngeldhaushalte können im Schnitt mit einer Verdopplung ihrer BezĂŒge um 190 Euro auf 370 Euro rechnen. Außerdem werden anstatt 600.000 nun zwei Millionen Haushalte wohngeldberechtigt sein, weil die Einkommensgrenzen steigen.

Behörden sind nicht gewappnet

FĂŒr die einen gibt es mehr Geld, fĂŒr die anderen mehr Arbeit. Wegen der enormen Ausweitung des Kreises der Anspruchsberechtigten, rechnen Behörden aktuell mit einer Antragsflut. In großem Umfang suchen die Behörden nun neue Mitarbeiter, um die große Nachfrage zu bewĂ€ltigen. Mithilfe von Textkernel hat das IW ausgewertet, wie groß der Anwerbeversuch bundesweit ist: WĂ€hrend von Oktober bis Mitte Dezember 2021 rund 118 Stellen ausgeschrieben worden, waren es in diesem Jahr mit 857 gut siebenmal so viele. Aufgrund des FachkrĂ€ftemangels ist zu befĂŒrchten, dass viele Stellen nicht schnell besetzt werden können.

Bearbeitungsstau droht

Die ohnehin schon lange Bearbeitungszeit von zwei bis acht Wochen – nach WDR-Recherchen sind es in jeder fĂŒnften Kommune lĂ€nger als zwei Monate – dĂŒrfte 2023 noch lĂ€nger werden. Etliche Haushalte profitieren von der wichtigen Reform also erst im MĂ€rz oder April. Im schlimmsten Fall fĂŒhrt das fĂŒr die Betroffenen zu finanziellen EngpĂ€ssen. „Die Ampel hat in großer Geschwindigkeit eine wichtige Reform beschlossen“, sagt IW-Experte Ralph Henger. „Leider wird eine schnelle Auszahlung aus verschiedenen GrĂŒnden ausgebremst: Dazu zĂ€hlen die verschleppte Digitalisierung der Wohngeldstellen, die teilweise unnötig komplexen Antragsverfahren und das Problem der Kommunen, neue Verwaltungsstellen zu besetzen.“

Text/IW

Symbolfoto/pixabay