MDR freut sich über Grimme-Preis für Kinder-Kurzfilm „Seepferdchen“

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Die 15-minütige Doku „Seepferdchen“ von Nele Dehnenkamp (Buch und Regie) erhält den 58. Grimme-Preis im Wettbewerb „Jugend & Kinder“. Das teilte das Grimme-Institut heute mit. Die Preisverleihung findet am 26. August im Theater in Marl statt.

Das Seepferdchen, der Hippocampus, ist ein Areal im Gehirn, in dem Erinnerungen gespeichert werden. Im Mittelpunkt der 15-minütigen Doku steht Hanan, eine junge Jesidin aus dem Nordirak, die 2015 mit ihrer Familie über das Mittelmeer in einem Schlauchboot nach Deutschland floh. Damals konnte Hanan nicht schwimmen. Heute gibt sie anderen Kindern Schwimmunterricht. Unter diesen Kindern ist auch ihr Bruder Sidar. Während sie ihn begleitet, seine Schwimmflügel abzulegen, werden Hanans traumatische Erlebnisse und Ängste, aber auch ihre beeindruckende Stärke und Zuversicht deutlich.

In der Alltäglichkeit eines Schwimmkurses ringt Hanan in „Seepferdchen“ mit ihren furchterregenden Erinnerungen an das Mittelmeer.

„Seepferdchen“ ist eine Produktion der Filmakademie Baden-Württemberg für den MDR. Buch und Regie verantwortet Nele Dehnenkamp, die Redaktion verantwortet Daniela Adomat.

Daniela Adomat, Redaktionsleiterin Lizenzen, Film und Serie beim MDR und ARD Kurzfilmbeauftragte freut sich: „Wir gratulieren der Filmemacherin und ihrem Team von der Filmakademie Baden-Württemberg ganz herzlich und danken für die tolle Zusammenarbeit. Der Film ‚Seepferdchen‘ beweist eindrücklich, welche erzählerische Wucht Kurzfilme entwickeln können. Gesellschaftlich hoch relevant und emotional tief berührend rückt er die Sicht von Kindern auf den Krieg und dessen Folgen in den Mittelpunkt. Seit vielen Jahren bemüht sich der MDR um die kurze Form, bringt wöchentlich aktuelle Produktionen, jährlich mehrere Kurzfilmnächte und ein Kurzfilmmagazin in sein Programm sowie in die ARD Mediathek. Dass das Grimme-Institut genau diese Qualität würdigt, freut uns außerordentlich.“

Die Begründung der Jury: „Traumatische Erlebnisse Kindern zugänglich zu machen ist ein schwieriges Unterfangen. Nele Dehnenkamp gelingt dies eindrucksvoll, indem sie ein vielschichtiges Bild entwirft, das den Protagonistinnen und Protagonisten Raum gibt und den Zuschauenden zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten lässt. Nele Dehnenkamp beweist dabei ein ausgesprochenes Gefühl für Rhythmik und Timing. Konzentriert auf das Setting des Schwimmbads werden ruhige, bedeutsame Interviewsequenzen mit beeindruckenden Unterwasseraufnahmen und belebten Schwimmszenen virtuos miteinander verknüpft … In dieser sorgfältig komponierten filmischen Form kommt die emotionale Vorsicht und Wertschätzung der Filmemacherin gegenüber ihrer Protagonistin zum Ausdruck. Die Jury war sich einig, dass ‚Seepferdchen‘ stilistisch herausragend junge Zuschauerinnen und Zuschauer dabei unterstützt, gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen …“

Der preisgekrönte Kurzfilm ist bis Ende August in der ARD-Mediathek abrufbar.

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Foto: Hanan floh mit ihrer Familie über das Mittelmeer. Die Angst vorm Ertrinken hat sich in ihr Gedächtnis gebrannt.

(c) MDR/Tobias Winkel, Sina Diehl/Fi