Geplante Steuerentlastungen reichen nicht aus: Mittelstand fordert Steuertarif mit Inflationsfaktor

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Die von Bundesfinanzminister Lindner heute vorgestellten Steuerentlastungen sind aus Sicht des Mittelstands noch unzureichend. „So wichtig und wĂŒnschenswert eine Entlastung der arbeitenden Mitte ist, so dringlich sind niedrigere Belastungen fĂŒr mittelstĂ€ndische Unternehmen“, betont Markus Jerger (Foto), Vorsitzender des Bundesverbandes Der Mittelstand. BVMW. Der Gesetzesvorschlag des Finanzministers zielt darauf ab, inflationsbedingten Steuererhöhungen entgegenzuwirken und die so genannte „kalte Progression“ durch eine Anpassung des Steuertarifs und der FreibetrĂ€ge auszugleichen.

„Da es sich bei der kalten Progression um eine versteckte Steuererhöhung handelt und letztlich nur der Staat durch steuerliche Mehreinnahmen profitiert, ist ein solcher Ausgleich keine gönnerhafte Entlastungsmaßnahme, sondern eine dringend gebotene RĂŒckzahlung“, so der Vorsitzendes des Mitelstandsverbandes weiter. „Durch einen so genannten „Tarif auf RĂ€dern“ könnte die kalte Progression effektiv abgebaut werden, der Steuertarif sollte dabei jedoch an die tatsĂ€chliche Einkommens- und Preisentwicklung gekoppelt werden.“ Die Kopplung sollte nach Ansicht des Verbandes jedoch nicht nur fĂŒr die Einkommensgrenzen, ab denen der jeweilige Steuersatz greift, gelten, sondern auch fĂŒr alle Tarifelemente wie Freigrenzen und FreibetrĂ€gen oder fĂŒr unternehmensorientierte Höchstgrenzen wie etwa zur Abschreibung geringwertiger WirtschaftsgĂŒter.

Da etwa 80 Prozent der mittelstĂ€ndischen Betriebe als Personenunternehmen gefĂŒhrt werden, deren Gewinne auf Gesellschafterebene der Einkommensteuer unterliegen, wird das hohe Steuerniveau – insbesondere im Bereich mittlerer Einkommen – bereits als starke Belastung wahrgenommen. Zugleich zahlen immer mehr FachkrĂ€fte den Spitzensteuersatz. Jerger: „Durchschnittsverdiener sollten auch mit einem durchschnittlichen Steuersatz belastet werden. Dementsprechend gilt es, die Einkommensgrenze fĂŒr den Spitzensatz unabhĂ€ngig von der derzeitigen Inflationslage perspektivisch zu erhöhen. DarĂŒber hinaus muss im Grunde der gesamte Tarifverlauf abgeflacht werden, mit dem Ziel eines linear progressiven Tarifs.“

„Nicht nur die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger, sondern auch die Unternehmen leiden unter den steigenden Preisen. Es widerspricht jeglicher Regierungsverantwortung, wenn der Staat davon auch noch profitieren möchte“, erklĂ€rt Jerger. „Dem von Bundesfinanzminister Lindner unterbreiteten Vorschlag zur Anpassung des Einkommensteuertarifs samt Erhöhung der FreibetrĂ€ge können wir zwar zustimmen, dieser reicht aber noch nicht aus. Dass sich die anderen beiden Regierungsparteien gegen mehr netto vom brutto wehren, trifft sicher nicht nur bei uns auf absolutes UnverstĂ€ndnis.“

Über den Verband:

Der Mittelstand. BVMW e.V. ist die grĂ¶ĂŸte politisch unabhĂ€ngige und branchenĂŒbergreifende Interessenvereinigung des deutschen Mittelstands. Im Rahmen der Mittelstandsallianz vertritt der Dachverband BVMW politisch zudem mehr als 30 mittelstĂ€ndisch geprĂ€gte VerbĂ€nde mit insgesamt 900.000 Mitgliedern.

Text/Foto BVMW