GedenkstÀtte Langenstein-Zwieberge: Sachsen-Anhalt macht vom Vorkaufsrecht Gebrauch

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Magdeburg. Die Staatskanzlei und Ministerium fĂŒr Kultur hat die AusĂŒbung des Vorkaufsrechts des Landes veranlasst und sichert damit der Öffentlichkeit den Zugang zum Stollensystem des Kulturdenkmales GedenkstĂ€tte Langenstein-Zwieberge. Der bestellte Insolvenzverwalter hatte am 24. Juni 2022 sechs GrundstĂŒcke am Rande der GedenkstĂ€tte an einen privaten KĂ€ufer verĂ€ußert, ohne vorab das Land von dem Verkauf zu informieren. Nach § 11 des Denkmalschutzgesetzes Sachsen-Anhalt steht im Falle eines GrundstĂŒckverkaufs, auf dem sich ein unbewegliches, geschĂŒtztes Kulturdenkmal befindet, der Gemeinde und bei ĂŒberörtlicher Bedeutung auch dem Land ein Vorkaufsrecht zu. Das Landesverwaltungsamt als obere Denkmalschutzbehörde ĂŒbt das Vorkaufsrecht zugunsten des Landes aus.

Mit dem Vorkaufsrecht tritt das Land anstelle des KĂ€ufers ein und stellt es zukĂŒnftig der Stiftung GedenkstĂ€tten Sachsen-Anhalt fĂŒr ihre Arbeit zur VerfĂŒgung. Nach PrĂŒfung des Landesamtes fĂŒr Denkmalpflege und ArchĂ€ologie liegt in dem betroffenen Areal ein Teil des Stollensystems von 1944/45 und ist von außerordentlicher Bedeutung; dazu gehöre auch der Zugang zum sog. Besucherstollen und ein verschĂŒttetes Mundloch.

Staatsminister und Minister fĂŒr Kultur, Rainer Robra: „Eine angemessene Form der Erinnerung erfordert authentische Orte des Gedenkens. Das KZ Langenstein-Zwieberge ist fĂŒr das Gedenken an die Naziverbrechen von singularem Wert. Unter Schwerstarbeit haben KZ-HĂ€ftlinge die Stollen in den Berg getrieben. Es ging den Nazis um Vernichtung von Menschen durch Arbeit, wie es die Stele vor der GedenkstĂ€tte verdeutlicht. Die Überlassung an einen privaten KĂ€ufer nach 1990 steht seit jeher einer nachhaltigen GedenkstĂ€tten- und Bildungsarbeit im Weg. Ich bin seit meinem ersten Besuch vor Jahren davon ĂŒberzeugt gewesen, dass wir als Land bei WeiterverĂ€ußerungen unser Vorkaufsrecht ausĂŒben mĂŒssen, um fĂŒr juristische Klarheit zu sorgen, den Zugang zum Stollen zu erhalten und Fehler der Vergangenheit zu beheben. Das ist jetzt geschehen.“

Die betreffenden FlurstĂŒcke befinden sich im Ă€ußersten Westen des Kulturdenkmals GedenkstĂ€tte Langenstein-Zwieberge.

Hintergrund

Die GedenkstĂ€tte erinnert an die HĂ€ftlinge aus 23 LĂ€ndern des KZ-Außenlagers Langenstein-Zwieberge. Unter der Bezeichnung B2/Malachit mussten sie von April 1944 bis April 1945 ein 13 km langes Stollensystem in die Thekenberge bei Halberstadt treiben. Infolge der körperlichen Strapazen und der mangelhaften ErnĂ€hrung starben innerhalb von zwölf Monaten nahezu 2.000 HĂ€ftlinge. Heute ist die GedenkstĂ€tte ein internationaler Ort des Erinnerns, der politischen Bildung und der historischen Forschung.

Foto (c) GedenkstÀtte Langenstein-Zwieberge