Corona-Weihnachten: Die Regeln – Einsamkeit – für manch Getrenntlebende und Geschiedene ein Problem

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Es fällt auf, in jedem zweiten Coaching-Gespräch, bei dem Betroffenen bewusst wird, dass die Trennung endgültig ist, fällt der Satz: „Ich darf nicht an Weihnachten denken.“ – „Weihnachten ist bei fast allen Menschen mit bestimmten Emotionen verbunden und ist eben – wie z. B. der eigene Geburtstag auch – eben kein Tag wie jeder andere. Man ist empfindlicher“, stellt ein User im ISUV-Forum fest. Ähnlich äußern sich andere.

An Weihnachten wird eine grausame Welt ein bisschen menschlicher, Friede, Freude auf Erden, Familie, … lautet die Botschaft aller sentimental melancholischen Weihnachtsfilme. „Menschlicher“ ist reines Wunschdenken für manch Getrenntlebende und Geschiedene. Viele von Ihnen fühlen sich einsam, melancholisch, ja depressiv und manche ausgesperrt von den Kindern. „Corona macht alles noch schlimmer, es gelten die Regeln. Ich kann nur dringend empfehlen sich diesbezüglich schon jetzt abzustimmen. Da die meisten Veranstaltungen, die Ablenkung schaffen könnten, ausfallen oder nur eingeschränkt stattfinden, ist gerade jetzt der Umgang mit den Kindern noch wichtiger. Jeder Elternteil muss auch in Corona-Zeiten die Möglichkeit haben mit den Kindern angemessen Zeit zu verbringen, sie persönlich zu beschenken. In keinem Fall sollten die Corona-Regeln instrumentalisiert werden, um einen Elternteil vom Umgang auszuschließen“, fordert die ISUV-Vorsitzende Melanie Ulbrich.

Alleinsein an Weihnachten wird als besonders bitter empfunden, als persönliches Versagen, als „Niederlage“. So resümiert ein User im ISUV-Forum: „Ich habe in diesem Jahr eigentlich alles verloren.“ Judith G. ist die Ausnahme, wenn sie feststellt: „Natürlich ist es nicht schön, allein an Weihnachten, aber die Alternative zu den Eltern oder Verwandten gibt es für mich nicht, die Freunde haben alle Familie, da fühle ich mich als Fremdkörper. Und dann ist ja dieses Jahr noch überall die Angst vor Ansteckung. Immerhin weiß ich diesmal, dass es an Weihnachten keinen Streit gibt.“

Vermisst wird in der Regel nicht primär der Partner oder die Partnerin, sondern die Kinder, mit ihnen werden auch die Erinnerungen an glückliche Weihnachten verbunden. „Wenn beide Elternteile wollen, dann gibt es mehrere praktikable Lösungen. Die Kinder ziehen da immer gerne mit, wenn sich die Eltern einig sind. Der Streit darüber, ob die Kinder geimpft werden oder nicht, muss an Weihnachten tabu sein“, hebt Melanie Ulbrich hervor.

Eine Userin spricht den für alle Trennungseltern zentralen Aspekt an: „Ich hab damit Null Probleme, bei uns entscheiden schon immer die Kinder, wo sie Weihnachten oder Ostern oder what ever sein möchten. Ja viele denken sich jetzt was für eine Rabenmutter, mir aber ehrlich Latte. Ich liebe unsere Kinder, sie müssen glücklich sein und ihnen soll es gutgehen. Und ja auch wenn viele das scheinbar nicht mehr haben, ich hab auch noch mein Leben “ohne“ Kinder. Zudem ich im Krankenhaus viel arbeite und das eben auch an Feiertagen. Ich frag mich immer wie manche weiter leben, wenn die Kinder mal Flüge werden und das Heimische Nest verlassen.“

Viele Scheidungspaare haben die Regelung, dass die Kinder den Heiligabend bei der Mutter und den ersten oder zweiten Feiertag beim Vater verbringen. Manchmal wird auch gewechselt im einen Jahr Heiligabend bei der Mutter, im nächsten Jahr beim Vater. Teilweise wird auch die Regelung praktiziert Weihnachten bei einem Elternteil, Neujahr und Silvester beim anderen.

„Gar nicht so selten wird wegen Umgang an Weihnachten vor Gericht gestritten. Ich rate meinen Mandanteninnen dann auch zu einem versöhnlichen Brief. Verzeihen ist ein Lebenselixier, gerade jetzt an Corona-Weihnachten“, hebt die stellvertretende ISUV-Vorsitzende, Rechtsanwältin Maren Waruschewski hervor und sie regt an: „Wo es nur möglich ist, sollte gerade jetzt in Corona-Zeiten Weihnachten gemeinsame Elternschaft trotz Trennung und Scheidung praktiziert werden. So „schenken“ die Eltern den Kindern ein Gefühl, das mit Geld und Geschenken nicht aufzuwiegen ist. Mandanteninnen haben mir schon berichtet, die Kinder empfinden dann sprichwörtlich ein Gefühl wie Weihnachten.“

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Foto: ISUV-Weihnachtsbotschaft (c) ISUV